Bertrand Herz 24. April 1930 – 20. Mai 2021

22. Mai 2021

Foto: Gerhard Hoffmann

Das Leben von Bertrand Herz, Ehrenpräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD), ist vollendet.
Unser sehr verehrter Freund verstarb am 20. Mai 2021 in Paris.
Als er vierzehn Jahre alt war, endete am 4. Juli 1944 in Toulouse seine behütete Kindheit.

Er, sein Vater, seine Mutter und seine Schwester wurden von Deutschen verhaftet, „weil Sie Juden sind“, hieß es.
In das KZ Ravensbrück kamen die Schwester und die Mutter, die dort verstarb.

Der Vater und Bertrand wurden in das KZ Buchenwald deportiert. Dem vorgeblichen Verhaftungsgrund zuwider registrierte man beide als politische französische Häftlinge.

Aus dem Kleinen Lager in Buchenwald mussten sie in das Außenkommando Niederorschel.
Dort schuftete Bertrand in der Rüstungsproduktion.

Mit Hochachtung würdigte er den Kapo des Außenkommandos, den deutschen Kommunisten Otto Herrmann, der maßgeblich dazu beitrug, dass die Häftlinge des Kommandos gerettet wurden. Als der Vater von Bertrand in Niederorschel verstorben war, erklärte der Kapo: „Der Vater ist tot, aber der Sohn muss weiterleben“, was bedeutete, dass ihm geholfen würde. Daraus entwickelte Bertrand die Maxime: Nicht klagen, kämpfen, leben!

Da es Otto Herrmann gelang, den Evakuierungsmarsch der Häftlinge von Niederorschel zum KZ Buchenwald zu verlangsamen, kam Bertrand mit seinen Kameraden am 10. April 1945 in Buchenwald an, wo er am 11. April 1945 die Selbstbefreiung der Häftlinge von innen, mit der Unterstützung der Amerikaner von außen, erlebte.

Der erstarkende Antisemitismus in den 1980er Jahren und zunehmender Einfluss des Rechtsextremismus veranlassten Bertrand Herz sein fünfzigjähriges Schweigen zu beenden und Kontakt zur liberalen jüdischen Bewegung Frankreichs herzustellen. Nach seiner Pensionierung schloss er sich der Association Française Buchenwald-Dora et Kommandos an, deren Generalsekretär er 1997 wurde. Intensiv befasste er sich mit dem System der Konzentrationslager. Ab 1999 wandte er sich mit seinen Erlebnissen und Erfahrungen jungen Menschen zu und betonte wiederholt, dass es ihm um die Versöhnung mit dem deutschen Volk von heute gehe, aber keinesfalls um irgendeine Art der Vergebung.

Vom Präsidenten des IKBD, Pierre Durand, eingeladen an der Arbeit des des Komitees teilzunehmen, übernahm er vielfältige Aufgaben und wurde im April 2001 zum Präsidenten gewählt. Stets ging er von der Position aus, dass die Geschichte Deutschlands nach 1945 nicht das IKBD betraf, die Geschichte der Nazi-Diktatur jedoch die europäischen Völker. In diesem Verständnis verteidigte er das ehemalige KZ Buchenwald als Ort internationalen Mahnens und Gedenkens.

Bertrand Herz war der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora eng verbunden und brachte immer wieder seine hohe Achtung gegenüber dem zivilgesellschaftlichen Wirken der Mitglieder der LAG zum Ausdruck.

Wir verneigen uns vor einem aufrichtigen Freund und werden ihn ehrend in unserer Erinnerung bewahren.