TV-Duell zwischen Mario Voigt und Björn Höcke am heutigen Gedenktag der Befreiung von Buchenwald

12. April 2024

Das TV-Duell am 11.04.2024 – dem Tag der Selbstbefreiung und Befreiung des KZ Buchenwald – der Herren Voigt (Spitzenkandidat der CDU Thüringen) und Höcke (AfD) hat der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitee wie folgt kommentiert:

Ein besonderes TV-Duell, so will man uns weismachen: Ein Hochamt der Demokratie gewissermaßen. Und dennoch wissen alle, dass dieses Gespräch für beide Partner aus rein egozentrischen Motiven entstanden ist: Herr Voigt möchte etwas bekannter werden und sich als Hauptfigur in der thüringischen Politik positionieren. Dafür geht er gerne einen temporären Bund mit Herrn Höcke ein, der verkniffen und dennoch leichtfüßig aus der rechtsextremen Schmuddelecke der Gesellschaft in den Ring von Welt TV tänzeln darf -zwei wahrhaft ideologische Schwergewichte, die Thüringen aufmischen, wie es noch nie jemand geschafft hat, außer Welt-TV natürlich, das an diesem Tag das Erbe Axel Springers ganz besonders feiert. 

Ach ja, da war doch noch was: Ja, an diesem 11. April im Jahr 1945 wurde das in Thüringen befindliche Lager Buchenwald befreit: Verdreckte, ausgehungerte und übriggebliebene Menschen entkamen in letzter Sekunde ihren deutschen Mördern: Sie verjagten sie und empfingen ihre amerikanischen Befreier genauso todmüde und traumatisiert wie in Auschwitz ihre Leidensgenossen die sowjetischen oder die Menschen in Bergen-Belsen ihre englischen Befreier empfangen hatten. Unter den Überlebenden, von denen die jüdischen und die der Sinti und Roma fast alle mutterseelenallein waren – alle ihre Familien waren in den Gaskammern der Nazis getötet worden – bestand nach diesen Befreiungen ein enges Band: Nationale Lagerkomitees von Überlebenden entstanden in vielen Ländern: Man suchte die Nähe, den Austausch, die gemeinsame Trauer und man suchte gemeinsam nach denen, auf deren Rückkehr man noch hoffte.

 Jahre der Tränen, der abgrundtiefen Verzweiflung und auch des Hasses gegenüber den Tätern und all den Gleichgültigen in Deutschland, die alles gesehen und hatten geschehen lassen. Später entstanden auf der Grundlage der nationalen Komitees internationale Lagerkomitees, die die Arbeit erweiterten, die Überlebenden über Ländergrenzen zusammenführten und denen es sogar während der Zeiten des Kalten Krieges in Europa gelang die nationalen Komitees zusammenzuhalten -wie im Fall des Internationalen Auschwitz Komitees: Was man in Auschwitz, in Buchenwald, oder in Mittelbau-Dora gemeinsam durchlitten und ertragen hatte war stärker und verbindender als das, was einem die Ideologen des Kalten Krieges an Distanz verordnen wollten. 

Jetzt waren sie „Überlebende“. Die neue Identität war kein Endstadium: Vielmehr mussten sie ihre Befreiung tagtäglich neu erkämpfen. Dabei entwickelten sie eine enge Bindung an den Tag ihrer Befreiung und zu den Orten ihres Leidens: Sie wollten – gerade an den Jahrestagen der Befreiung- als freie Menschen zu diesen Orten zurückkehren, sich selbst mussten und der Welt wollten sie sagen: Wir haben überlebt. Wir sind die Sieger der Geschichte. Wir werden auf die Welt aufpassen, damit „so etwas“ nicht wieder geschehen kann: Natürlich, die Überlebenden hätten mit Flugzeugen oder Bussen nach Deutschland reisen können, koordinierte Anreise zu den Gedenkfeierlichkeiten, bei denen sie sich gegenseitig in ihren Sprachen ihre Ängste und ihre Hoffnungen, ihre Forderungen und ihre Wut hätten mitteilen können, um dann -an den Deutschen vorbei- in geschlossenen Bussen diesen Ort der deutschen Schande schnellst möglichst wieder zu verlassen: Aber -und das ist ihre Größe – sie haben sich anders entschieden: Überlebende sind auf die Angehörigen und die Nachkommen der Täter zugegangen, sie haben Gesprächsangebote gemacht, in Schulen, in Kirchengemeinden, bei den Gewerkschaften: Sie haben erzählt und erzählt, über populistischen Hass, antisemitischen Terror, die Ideologie der Nazis, die Systematik der Vernichtung in den Lagern, die Gesichter der Täter und deren Verschwinden am Ende des Krieges. Sie haben beklagt, dass die Schuldigen wieder in der Mitte der Gesellschaft ihre Plätze fanden, dass kaum ein Gerichtsverfahren gegen die Täter eröffnet wurde, dass die Gleichgültigkeit eiseskalt weiterlebte. 

Und sie haben erzählt über die Republik und die Demokratie und dass man sie schätzen und schützen muss. Ja, auf diese Weise und mit dieser Haltung haben die Überlebenden den Deutschen überhaupt erst die Tür zur Welt geöffnet und den Weg zurück in die Völkergemeinschaft geebnet. Und sie haben gehofft, dass die Deutschen und ganz besonders die jungen Deutschen nach der Wiedervereinigung den Satz leben würden, mit dem die ungarisch-jüdische Auschwitz-Überlebende Erszi Szemes jedes ihrer Zeitzeugengespräche beendete: „Ihr müsst die Republik behüten.“ 

Und nun also, am 11. April 2024, reisen Überlebende und ihre Nachkommen nach Weimar und Buchenwald, um am Tag ihrer Befreiung mit einem TV – Spektakel konfrontiert zu werden, das sich auch noch als besonderer Beitrag des Gedenkens kostümieren möchte. Die Überlebenden fragen sich, ob den Beteiligten klar ist, welche Irritationen und Verletzungen der Missbrauch dieses Tages und die Auslieferung dieses Termins an Herrn Höcke bei ihnen hervorrufen werden: Sie machen sich über die Rolle Herrn Höckes im europäischen Faschismus und dessen Pläne längst keine Illusionen mehr und es ist ihnen absolut unverständlich, wie Menschen in Thüringen bei der nächsten Wahl Höcke und seine braune Partei überhaupt in Betracht ziehen können, wo sie Buchenwald, Mittelbau-Dora und andere Gedenkstätten tagtäglich vor Augen haben. Die Überlebenden der Lager, unter ihnen die unvergessene Eva Fahidi aus Budapest, die vor wenigen Monaten starb, haben in Thüringen vor vielen Menschen gesprochen und ihnen berichtet, was ihnen widerfahren ist und welche politischen Kräfte dafür Verantwortung getragen haben. Das alles darf nicht vergebens gewesen sein.

Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitee

Pflanzung des Erinnerungsbaums für Éva Fahidi Pustai im Rahmen des 79. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

12. April 2024

Am Freitag 12. April trafen sich an der Andersenstrasse in Weimar zahlreiche Mitglieder des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD), der LAG Buchenwald-Dora e.V. und Unterstützer des Projektes 1000 Buchen. Unter ihnen befand sich auch der Lebensgefährte Andor Andrási von Éva Fahidi Pusztai.

Als Baumpate pflanzte das IKBD den Baum zur Erinnerung an Éva Fahidi Pusztai, vis á vis des Erinnerungsbaums für ihre Schwester und ihre Familie, den Éva Fahidi Pusztai persönlich im Jahr 2022 gepflanzt hat.

Justus Lencer, Aufsichtsratsvorsitzender des Lebenshilfe Werks Weimar Apolda, begrüßte die Baumpaten und Gäste.

Naftali Fürst, Präsident des IKBD und langjähriger Freund und Weggefährte von ihr, Peter Kleine, Oberbürgermeister der Stadt Weimar, und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner würdigten noch einmal das Leben von Éva Fahidi Pusztai und ihren unermüdlichen Einsatz, als Zeitzeugin insbesondere jungen Menschen von den Verbrechen der Nazis zu berichten.

„Liebe Feunde von Eva,

Eva Fahidi Pusztai hat uns am 11. September 2023 in Budapest verlassen.
Wir alle hier kennen ihren schmerzhaften Lebensweg zunächst im Lager von Auschwitz-Birkenau, dann in einem der 27 Außenkommandos von Buchenwald. Wir alle bedauern ihre strahlende Kraft und Persönlichkeit.

Sechzig Jahre hat sie gebraucht, bevor sie anfing zu sprechen: “Ich habe mich befreit, sagte sie, an jenem Tag, wo ich erkannte, dass Hass meine Seele vergiftete”.

Die Fatalität ihres Schicksals hat sie in Büchern beschrieben; unermüdlich hat sie in Schulen, in Gedenkstätten, 2015 im Gerichthof gegen Oskar Gröning erzählt, und sogar auf Theaterbühnen, wo sie ihre Holocaustgeschichte in einer unsagbar schönen Choreographie bis zu ihrem 93. Lebensjahr getanzt hat.

Eine ihrer zahlreichen Botschaften war: „Man lebt nur einmal, aber wenn man stirbt, ist es für immer. Lasst uns den Hass ablehnen. Nur unter dieser Bedingung können wir dann den Grundstein für ein würdiges menschliches Leben und eine Welt des Friedens legen“.

Eva ist drei Wochen vor den Massakern vom 7. Oktober 2023 gestorben. Zumindest wurde ihr das erspart. Wir erinnern ihre Worte: „Ein ganzes Leben wird nicht ausreichen, um zu mahnen, dass sich die Verbrechen des Holocaust nie wiederholen dürfen“. Leider hatte sie recht.

Sei gedankt und geehrt, liebe Eva.

Mit diesem Baum bestätigt Dir das Internationale Komitee Buchenwald Dora seine unendliche Dankbarkeit. Wir werden Dich nie vergessen.“

Ihr Lebensgefährte Andor Andrási fand bewegende Worte und erinnerte an ihren Satz „einer muß aufhören zu hassen“, der immer ihre Maxime allen Handelns war.

„Seit Évas Tod werde ich so oft damit konfrontiert, wie nach ihrem Abschied alles auseinandergerissen wurde. Ihre authentischen Reden und besorgniserregenden Worte waren verschwunden, um einem Wiederaufleben einer Welle des Hasses entgegenzuwirken.
Trotz aller Vorzeichen und vernünftigen Überlegungen haben wir nie berücksichtigt, dass die Endlichkeit des Lebens auch für uns gilt.
Und jetzt sind wir hier, wo wir vor zwei Jahren an einer Baumpflanzung zum Gedenken an Gilike und an die ganze Familie von Éva teilgenommen haben. Damals hätten wir nicht gedacht, dass es so bald wieder zu Baumpflanzungen kommen würde. Versuchen wir, dies mit Optimismus zu betrachten, sehen wir es so, dass Éva nun wieder mit ihrer Familie vereint ist. Sie nimmt hier eine andere Existenzform an, in der Eva sozusagen wiedergeboren wurde und weiterlebt, in Form eines Apfelbaums. Mit seiner Existenz erinnert uns dieser Baum an Evas Botschaft, die sich durch ihn manifestiert und weiter warnt. Und es ist sehr passend, dass das in Evas Lieblingsstadt Weimar passiert. Ich habe das Gefühl, dass Évas Seele jetzt bei uns ist und sie ist zufrieden, dass Weimar sich so an sie erinnert.

Danke an diejenigen, die diese Baumpflanzung ermöglicht und umgesetzt haben.“

Die Stimme von Éva Fahidi Pusztai wird uns allen fehlen. Die Erfüllung Ihres Vermächtnisses „NIE WIEDER“ ist unsere Aufgabe.

Reinhold Loch

Programme zu Veranstaltungen/Gedenkfeiern zum 79. Jahrestages der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

10. April 2024

Im folgenden die Programmpunkte für die Tage vom 12. – 14. April in und um Weimar:

12. April, 16:00 Uhr: 87. Baumpflanzaktion, Andersenstraße/ Ecke Kromsdorfer Straße

Das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos wird in Erinnerung an die 2023 verstorbene Weimarer Ehrenbürgerin Éva Fahidi-Pusztai, die das zum KZ Buchenwald gehörende Außenlager Münchmühle überlebte, einen Wildapfelbaum pflanzen.
2022 pflanzte Éva Fahidi-Pusztai in unmittelbarer Nähe einen Apfelbaum für ihre Schwester und ihre Eltern, die 1944 im KZ Auschwitz ums Leben kamen.

13. April, 16:30 Uhr: 88. Pflanzaktion auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Weimar-Nohra bei Nohra

Auf dem Gelände befand sich das ehemalige Konzentrationslager Nohra, auf dem bereits am 3. März 1933 die ersten Menschen eingeliefert wurden und dass damit zu den frühsten Kon- zentrationslagern zählt.
Angehörige und Freunde werden in Erinnerung an die ehemaligen Häftlinge des KZ Buchen- wald Robert Siewert, Karel Vrkoslav, Willi Rattai sowie an die Zwangsarbeiter des KZ Buchen- wald vier Gedenkbäume pflanzen.

14. April, 10:00 Uhr: 13. Treffen der Nachkommen im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald

Das Thema des diesjährigen Treffens ist „Zwangsarbeit im KZ Buchenwald

Programm:

„Die Moorsoldaten“
Chor „Pir-Moll“ 

Begrüßung: Karl-Friedrich Limburg
Vorsitzender des Vorstandes der LAG Buchenwald-Dora e.V.

„Die Wilden Gesellen“ – von den Kameraden schon im KZ gesungen
Chor „Pir-Moll“  

Grußworte: Petra Pau
Vizepräsidentin des Deutschen Bundestage
Herr Bodo Ramelow (angefragt)
Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
Herr Prof. Dr. Jens-Christian Wagner (angefragt)
Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora 
Naftali Fürst   
Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos

„Tsu eyns, tsvey, dray“ – jiddisches Lied aus dem Ghetto Wilna
„Gefüget aus Beton und Stahl“  – Sachsenburg-Lied
Chor „Pir-Moll“  

Hauptvortrag: „Zwangsarbeit im KZ Buchenwald“
Dr. Michael Löffelsender
Kurator der Gedenkstätte Buchenwald

Baumbach-Duo

Beitrag: „Zwangsarbeit im KZ Buchenwald – Widerstand und Sabotage“                                   
Karl-Friedrich Limburg gemeinsam mit Nachkommen von Häftlingen

Baumbach-Duo

Erklärung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.
André Goldstein
Mitglied des Vorstandes der LAG Buchenwald-Dora e.V.

Buchenwaldlied              
Gemeinsam mit dem Chor „Pir-Moll“

Im Anschluss lädt die LAG Nachkommen von Buchenwald-Häftlingen herzlich zu einem Gedankenaustausch ein –  Ort wird dann mitgeteilt – Treffen vor dem Kinosaal

Die LAG Buchenwald-Dora schließt sich der Trauer um das Buchenwaldkind Stefan Jerzy Zweig an

31. März 2024

Trauer um das Buchenwaldkind“ Stefan Jerzy Zweig.
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist er bereits im Februar in Wien im Alter von 83 Jahren verstorben. 

Bereits im Februar verstarb in Wien Stefan Jerzy Zweig. Als das Buchenwaldkind“ in Bruno Apitz‘ fiktionalisierten Roman „Nackt unter Wölfen“ (1958) wurde er weltberühmt.

Informationen zu Stefan Jerzy Zweig

Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitees zur geplanten Fernsehdiskussion zwischen Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD) am 11. April, dem Tag der Befreiung von Buchenwald und Mittelbau-Dora

6. März 2024

Zur geplanten Wahlkampf-Diskussion zwischen dem Thüringer CDU-Vorsitzenden Mario Voigt und dem Thüringer AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke am 11. April, dem Tag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora, betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:

„Die Entscheidung des Thüringer CDU-Vorsitzenden, einem der bekanntesten Gallionsfiguren rechtsextremer Hetze in Europa ausgerechnet an diesem Gedenktag einen weithin beachteten Auftritt zu ermöglichen, mutet Überlebenden des Holocaust politisch völlig instinktlos und makaber an.
Sie empfinden dies als Beschädigung der von allen demokratischen Parteien geförderten und geforderten Erinnerungskultur in Deutschland und auch als Beschädigung des Vertrauens, das zwischen Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager und Thüringen und Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten entstanden ist.“

Zur Pressemitteilung des IAK Berlin

Save the Date für Veranstaltungen/Gedenkfeiern zum 79. Jahrestages der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

18. Februar 2024

Freitag 12.04.2024, 16:00 Uhr, Andersenstraße, 99427 Weimar:
Baumpflanzung im Projekt „1000 Buchen für Buchenwald“ des Lebenshilfewerks Weimar/Apolda e.V. 
Erinnerungsbaum für Eva Fahidi-Pusztai

Samstag 13.04.2024, 16:30 Uhr, Erfurter Str. 40, 99428 Nohra:
Baumpflanzung im Projekt „1000 Buchen für Buchenwald“ des Lebenshilfewerks Weimar/Apolda e.V. 
Erinnerungsbäume für:
Robert Siewert
Karel Vrkoslav
Willi Rattai
Häftlinge, die Zwangsarbeit leisten mussten u.a. bei Krupp, Carl Zeiss, Siemens, BMW

Sonntag 14.04.2024, 10:00 Uhr, Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald
XIII. Treffen der Nachkommen der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.
Diesjähriges Thema: Zwangsarbeit

Sonntag 14.04. 2024, 12:00 Uhr, Eingang Bühne des Kinosaals der Gedenkstätte Buchenwald
Die LAG Buchenwald-Dora e.V. lädt alle Nachkommen von Buchenwald-Häftlingen und andere Interessierte zu einem Gedankenaustausch ein:

Was heißt es für uns heute persönlich und politisch, dass unsere Vorfahren in Buchenwald eingesperrt waren und den Schwur von Buchenwald geleistet haben? Können wir uns gegenseitig bei der Spurensuche unterstützen und vernetzen? Treffen wir eventuell auf Menschen die mit unseren Vorfahren im gleichen Block waren? Oder, oder, oder….? 

Sonntag 14.04.2024, 15:00 Uhr, Apellplatz des Lagers Buchenwald
Gedenkfeier des IKBD, Internationales Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos

Sonntag 14.04.2024, 17:00 Uhr, Glockenturm
Kranzniederlegung

Weitere Termine sind auf der Website der Gedenkstätte zu finden

Präsident des IKBD Naftali Fürst zum Holocaust-Gedenken 2024 im Thüringer Landtag

27. Januar 2024

Im Thüringer Landtag wurde am Vormittag des 26.01.2024 der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Im Mittelpunkt des Gedenkens steht in diesem Jahr die Zwangsarbeit. Neben den Abgeordneten erinnerten Schülerinnen und Schüler sowie Gäste aus Frankreich und Israel an die Millionen Opfer des Nazi-Regimes. Unter den Gästen und Rednern war auch der Holocaust-Überlebende und Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora: Naftali Fürst.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung im Thüringer Landtag fand eine Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Mittel-Dora statt.

https://www.mdr.de/mdr-thueringen/audio-gedenken-naftali-fuerst-zeitzeuge-ns-kz-100.html

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/video-naftali-fuerst-kz-nationalsozialismus-ueberlebender-buchenwald-100.html

Pressemitteilung zur geplanten Verhinderung der Straßenbennenung nach Kurt Goldstein

5. Dezember 2023

Zur geplanten Verhinderung der Straßenbenennung nach Kurt Goldstein betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Int. Auschwitz Komitees:

„Im Gegensatz zu vielen anderen an der Diskussion beteiligten, haben wir Kurt Goldstein gekannt – mit all seinen Lebensbrüchen, Lebensschmerzen und Lebenshoffnungen. Kurt Goldstein war ein Kommunist, der seine Heimat sein ganzes Leben lang intensiv geliebt hat und immer und überall von den Prägungen erzählt hat, die er in seiner Kindheit und Jugend in und um Scharnhorst erfahren hat – und dazu gehörte auch die schon sehr frühe Diffamierung als „Judenbengel“ und nicht dazugehöriger „Bastard“.
Kurt Goldstein hat sich davon nie irre machen lassen: Sein Bekenntnis „Deutscher, Jude, Kommunist“ wird ihm auch heute kein AfD Repräsentant abspenstig machen können, der aus der tief braunen Ecke der AfD heraus die CDU ins Boot zu holen versucht, um die Straßenbenennung zu verhindern. Kurt Goldstein war in der DDR, in die er 1951 ging, um politischer Verfolgung in der BRD zu entgehen (damals wurden Kommunisten eingesperrt), kein Denunziant, aber immer von der Überzeugung geprägt, dass dieser sozialistische deutsche Staat die bessere Alternative ist. Der Zusammenbruch der DDR auf Grund des Spitzelsystems und der Abkehr der eigenen Bevölkerung, das war im hohen Alter seine tiefe selbstkritische Lebenskrise, an der er selbst fast zerbrochen wäre: Immer wieder hat er nach eigenen Fehlern beim Anteil dieses Zusammenbruchs gesucht und sein quälendes Nachdenken hierüber in Gesprächen mit jungen Menschen öffentlich gemacht. Aber er blieb auch in jenen Monaten ein treuer Freund der Auschwitz Überlebenden in aller Welt, der sich jenseits aller ideologischen Differenzen für ihre Entschädigung und ihr Wohlergehen einsetzte. Und so war er doch eigentlich ein Deutscher Patriot, ein Weltbürger und ein Europäer, der die Schrecken und Mordstätten seiner Zeit am eigenen jüdischen Leib erfahren hatte. Vielen hat er in Auschwitz geholfen, als „helfen“ immer mit Lebensgefahr verbunden war: Ein Mensch mit einem moralischen Kompass, einem Kompass, der nicht von der Religion sondern von der Erziehung durch seine Mutter und seiner kommunistischen Grundüberzeugung geprägt war. Es wäre Kurt Goldstein ein Greul, mit Stimmen der AfD zum Träger einer Straße ausgewählt zu werden, aber auf den Anstand und die Solidarität der Demokratinnen und Demokraten in dieser Frage hätte er gehofft. Kurt Goldstein hat mit seinem politischen Wirken und seiner menschlichen Haltung Deutschland ein großes Stück Würde zurückgegeben.“

Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitees zur Vertagung der Straßenbenennung nach Kurt Goldstein in der Bezirksvertretung Dortmund-ScharnhorstPressemitteilung des

15. November 2023

Mit Mehrheit beschloss vor wenigen Tagen nach der Intervention eines AfD-Abgeordneten und des Antrages eines CDU-Abgeordneten die Bezirksvertretung Dortmund Scharnhorst, die beabsichtige Benennung einer Straße nach dem 1914 in Scharnhorst geborenen Widerstandskämpfer und Ehrenpräsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees Kurt Goldstein zu vertagen und das politische und persönliche Leben Goldsteins und insbesondere sein Wirken in der DDR einer Überprüfung zu unterziehen.
Hierzu betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees: „Von einem Vertreter der AfD denunziert zu werden ist für jeden Demokraten eine Ehre: Kurt Goldstein hätte es gegraust, mit den Stimmen der AfD auf einem Straßenschild seiner heimatlichen Welt zu landen, die er nie vergessen hat und von deren Geschichte er in vielen Berichten als Zeitzeuge immer wieder erzählte. Kurt Goldstein wurde von Auschwitz-Überlebenden in vielen Ländern hoch geachtet, weil er jenseits von unterschiedlichen politischen Einstellungen immer der Auffassung war, dass es eine gemeinsame Aufgaben aller Demokratinnen und Demokraten sei, Rechtsextremen und neuen Nazis nie mehr die Straßen und die Köpfe der Menschen zu überlassen. Dafür hat er fast bis zum letzten Tag seines Lebens gearbeitet. Das sollte auch die Bezirksvertretung in Dortmund Scharnhorst verstehen.“

Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komittee am 03. November 2023

Pressemitteilung im nd „Keine Straße für Kurt Goldstein in Dortmund?“ vom 02. November 2023

Pressemitteilung in den Ruhr Nachrichten „Straße sollte nach Nazi-Verfolgtem benannt werden Bezirksvertretung Scharnhorst tut sich schwer“ vom 01. November 2023

Stellungnahme zur Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen

26. September 2023

Nordhausen, 24.09.2023 – Mit Erleichterung reagiert die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora auf den Ausgang der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen. Die Wahl Kai Buchmanns macht eine Fortsetzung der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Stadt Nordhausen möglich.

In der Vergangenheit hatten Gedenkstätte und Stadt bei verschiedenen Projekten kooperiert, etwa bei Veranstaltungen wie Ausstellungen und Lesungen oder bei der derzeitigen Neugestaltung des Nordhäuser Ehrenfriedhofs, auf dem über 2.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter:innen begraben liegen. Die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sind den Interessen einer würdigen Erinnerungsarbeit dabei stets mit großer Offenheit begegnet.

Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner erklärt:
„Die Nordhäuserinnen und Nordhäuser haben sich am Sonntag in ihrer Mehrheit für eine weltoffene, vielfältige Stadt entschieden, die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst ist. Gleichwohl zeigen die vielen Stimmen für den offen geschichtsrevisionistisch auftretenden AfD-Kandidaten, dass die aufgeklärte Erinnerungskultur als Grundkonsens unserer Demokratie akut gefährdet ist. Gemeinsam mit der Nordhäuser Zivilgesellschaft, die in den letzten Wochen großartiges Engagement gezeigt hat, werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass Nordhausen eine weltoffene Stadt bleibt, die sich kritisch mit ihrer Geschichte im Nationalsozialismus auseinandersetzt und die Opfer des NS-Terrors würdigt.“

Download_Medieninformation zur Wahl Buchmanns, 24.09.2023

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