Nachruf Erhard Pachaly

1. April 2012

Wir müssen Abschied nehmen von Professor Dr. Erhard Pachaly, einem langjährigen verdienstvollen Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.
erhard
Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.
Mit Erhard Pachaly verliert die LAG Buchenwald-Dora einen stets engagierten, streitbaren Kameraden, einen Antifaschisten, der den Schwur von Buchenwald verinnerlicht und zu seiner Lebensmaxime gemacht hatte. Sein Streben und Handeln richtete sich darauf, die wesentliche Aussage des Schwurs von Buchenwald

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Wirklichkeit werden zu lassen.
Seine Persönlichkeit prägten nicht unwesentlich ehemalige Häftlinge des KZ Buchenwald, deren uneingeschränktes Vertrauen er erwerben konnte und immer rechtfertigte. Nachruf Erhard Pachaly weiterlesen »

Gedenken an Sinti und Roma

15. März 2012

Am 15. April wird in Buchenwald der  67. Jahrestag der Befreiung begangen.

15412kleinanitfa: Wie wird die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. in diesem Jahr das Gedenken an die Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald am 11. April 1945 begehen?

Peter Hochmuth: Den »Befreiungstag«, unter der Bezeichnung trafen sich seit 1946 ehemalige Häftlinge in Weimar und Buchenwald, bereitet die Lagerarbeitsgemeinschaft [LAG] würdig vor. Da es immer weniger Zeitzeugen gibt, hat sich der Charakter der Veranstaltungen verändert. Wir führen in diesem Jahr zum dritten Mal das Treffen der Nachkommen der Buchenwalder durch. Es werden sich ehemalige Häftlinge, Hinterbliebene, Kinder, Enkel, inzwischen schon Urenkel, Mitglieder der LAG und selbstverständlich Antifaschistinnen und Antifaschisten treffen.

Günter Pappenheim, selbst ehemaliger Häftling und Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft, wird am 15. April 2012, um 10.30 Uhr im Kinosaal der Gedenkstätte das Treffen eröffnen. Gedenken an Sinti und Roma weiterlesen »

67. Jahrestag der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald

12. März 2012

Einladung

am Sonntag, dem 15. April 2012, um 10.30 Uhr, findet im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald das dritte Treffen der Nachkommen ehemaliger Buchenwaldhäftlinge statt.

Die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. führt dieses Treffen aus Anlass des 67. Jahrestages der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald durch.

In diesem Jahr wenden wir uns im Besonderen den Sinti und Roma im Lager zu.
Vorbereitet ist die Gedenkstunde in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie dem Kultur- und Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.

Ich lade Sie dazu herzlich ein.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Pappenheim
In Buchenwald Häftling Nr. 22514
Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft
Buchenwald-Dora e.V.
Erster Vizepräsident des
Internationalen Komitees Buchenwald, Dora und Kommandos

Albert Kuntz im Bülowplatzprozess (4. bis 19. Juni 1934)

6. Dezember 2011

Im Bülowplatzprozess sagte Albert Kuntz: »Sie können mir einen Vorwurf machen: den, dass ich Kommunist, bewusster Klassenkämpfer bin, dass ich für die Partei gearbeitet habe und arbeite, solange ich atme. Kommunist zu sein und zu bleiben, daran wird mich nichts hindern, und sie können mich totschlagen, aber daran können sie nichts ändern«¹

Leopoldine Kuntz stellt der Lagerarbeitsgemeinschaft ihren Artikel über den Prozess zu Verfügung, welchen es hier zum Download gibt.

¹S. Priacol: Im Namen des Gesetzes! Ernst Thälmann, Albert Kuntz, Mathias Rakosi, Toivo Antikaina, Anna Paukert, Paris, 1936. Zitiert nach Leopoldine Kuntz: Albert Kuntz im Bülowplatzprpozeß (4. bis 9. Juni1934), in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 6/1989, S.829 ff.

Albert Kuntz – Geboren 4. Dezember 1896 Von SS-Mördern erschlagen 23. Januar 1945

6. Dezember 2011

kuntz» Ohne sich einer Aufzeichnung zu bedienen,… hält er eines der eindruckvollsten Plädoyers, das mir zu hören vergönnt war. Und seine klare und ruhige Interpretation ist eine mutige und schonungslose Anklage gegen diejenigen, die hier seine Gegner und seine Richter sind… Ich höre seine sichere und ruhige und manchmal vor Erregung zitternde Stimme, die zuerst gemäßigte, wie zurückhaltende, dann nach und nach tönende und starke Betonung, die er einzelnen Sätzen gibt. Man denkt an Dimitroff. Es sind Männer von gleichem Schrot und Korn. Der Generalstaatsanwalt hatte gegen Kuntz getobt. Überlegungen juristischer Natur… hätten ihn >leider< gezwungen, für Kuntz die >Einstellung des Verfahrens< zu beantragen… Kuntz vermeidet jedes Werturteil… Man hat ihn, man hat seine Partei angeklagt, einen Mord angestiftet zu haben. Hierauf antwortet er. Für ihn handelt es sich in erster Reihe darum, die unbedingte Legalität der Aktionen der Kommunistischen Partei Deutschlands zu beweisen. «¹

Die Rede ist von Albert Kuntz, einem Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands, der über einen reichen Erfahrungsschatz verfügte und außerordentliches Organisationstalent besaß, der sich in den Klassenkämpfen seiner Zeit bewährt und den deutschen Faschismus entschieden bekämpft hatte.

Geboren am 4. Dezember 1896 in der sächsischen Kleinstadt Wurzen, wuchs er in proletarischen Verhältnissen auf. Schon als Siebenjähriger hatte er zur Versorgung der Familie beizutragen. Kupferschmied wurde er und schnell fand er Verbindung zur organisierten Arbeiterbewegung. Als Soldat des I. Weltkrieges musste er die barbarische Schlacht vor Verdun erleben und eine schwere Verwundung beendete seine Kriegsteilnahme. Diese bittere Erfahrung führte ihn in die USPD und ab Juli 1919 in die KPD. Stets um Wissensaneignung bemüht, erwarb er theoretische Grundlagen, um in der Partei wirksam werden zu können. Schnell gewann er Vertrauen und Zuneigung bei den Parteimitgliedern, die ihn in die Bezirksleitung Westsachsen wählten. An den Brennpunkten stand der kräftige, athletisch gebaute, redegewandte Genosse. Als er in Chemnitz zeitweilig untertauchen musste, lernte er seine Frau Ellen kennen. Beide verband gleicher Sinn und gleicher Mut. Ab 1926 arbeitete er als Org.-Sekretär im Bezirk Hessen-Frankfurt sehr erfolgreich. An die Lenin-Schule nach Moskau zum Studium delegiert, traf er 1929 auf Walter Bartel, mit dem er später im KZ Buchenwald den illegalen antifaschistischen Widerstand organisieren wird. Als er aus Moskau zurückkehrte, folgte er dem Auftrag der Partei und wurde an der Seite Walter Ulbrichts Org.-Sekretär der Berliner Parteiorganisation. Der Auftrag lautete: Berlin bleibt Rot! Und die KPD wurde stärkste politische Kraft in Berlin. Großen Anteil daran hatte Albert Kuntz. Seine Ellen und er mühten sich, den bei den Berlinern nicht unbedingt gelittenen sächsischen Dialekt in gutes Hochdeutsch zu wandeln. Es gelang ihnen, indem sie sich Werke der klassischen deutschen Literatur vorlasen, so Sprechunterricht betrieben und sich zugleich profundes Wissen aneigneten. Trotz angespannter politischer Arbeit fanden beide Zeit die Heimat zu erkunden, sich an der Natur zu erfreuen. Albert Kuntz fuhr leidenschaftlich gern Motorrad. Die kurzen Kampfpausen wurden zu Erlebnissen, von denen beide in den langen Jahren der Halft von Albert zehrten.

Als Albert Kuntz am 12. März 1933 von der illegalen Funktionärskonferenz der KPD in Ziegenhals zurückkehrte, ergriffen ihn die Nazis, sie misshandelten den von ihnen gefürchteten Kommunisten und entließen ihn nicht wieder in Freiheit. Prozesse eröffneten sie gegen ihn. Eine herausragende Rolle spielte der Bülowplatzprozess, mit dem die KPD diskreditiert und als Sammelbecken für gewalttätige Terroristen klassifiziert werden sollte. Mit der Verurteilung von Albert Kuntz wollten die Nazis eine Hochverratsanklage gegen Ernst Thälmann sichern. Die Faschisten erreichten ihr Ziel nicht, weil auch das Auftreten von Albert Kuntz in diesem Prozess, seine politische Stärke und seine moralische Integrität zu einem unüberwindbaren Gegenpol wurden. Er musste auf andere Art ausgeschaltet werden. In einen Gestapo-Dokument vom 20. Juni 1934 hieß es:

» Nach nochmaliger eingehender Prüfung wird infolge der bisherigen staatsfeindlichen Tätigkeit seit dem Jahre 1925 und da Kuntz Landtagsabgeordneter war, eine Aufhebung der Schutzhaft nicht befürwortet. Kuntz kommt außerdem als Zeuge in dem demnächst stattfindenden Hochverratsprozess gegen den Führer der KPD Ernst Thälmann in Frage«²

Aufrechterhaltung der Schutzhaft bedeutete, dass Albert Kuntz den Torturen der Gestapo im Berliner KZ Columbiahaus ausgeliefert war, dass ihn die Nazis in die KZ Lichtenburg, Buchenwald, Kassel-Wehleiden und Mittelbau-Dora verschleppten. Überall blieb er der kommunistische Funktionär. Im KZ Lichtenburg organisierte er mit Dr. Theodor Neubauer und Walter Stöcker den illegalen antifaschistischen Widerstand.

Als Häftling Nummer 1325 im KZ Buchenwald schuf er mit bewährten Genossen die illegale Partei- und Widerstandsorganisation, die erfolgreich zu einer internationalen entwickelt werden konnte. Ab Sommer 1943 war Albert Kuntz Häftling im KZ Mittelbau-Dora. Unermüdlich baute er eine illegale internationale Widerstandsorganisation auf und leitete diese, bis er verraten wurde. Die SS-Bestien warfen ihn im Dezember 1944 in den Bunker, wo ihn in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1945 Mörder erschlugen.

Im Bülowplatzprozess sagte Albert Kuntz: »Sie können mir einen Vorwurf machen: den, dass ich Kommunist, bewusster Klassenkämpfer bin, dass ich für die Partei gearbeitet habe und arbeite, solange ich atme. Kommunist zu sein und zu bleiben, daran wird mich nichts hindern, und sie können mich totschlagen, aber daran können sie nichts ändern«³

Am 4. Dezember 2011 erinnern wir uns an den 115. Geburtstag von Albert Kuntz.

Gerhard Hoffman

¹S. Priacol: Im Namen des Gesetzes! Ernst Thälmann, Albert Kuntz, Mathias Rakosi, Toivo Antikaina, Anna Paukert, Paris, 1936. Zitiert nach Leopoldine Kuntz: Albert Kuntz im Bülowplatzprpozeß (4. bis 9. Juni1934), in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 6/1989, S.829 ff.

² GSTA, Berlin-Dahlem, I HA Repositur 90 P, Nr. 110, Bl. 62. Zitiert nach Leopoldine Kuntz, ebenda.

³ S. Priacol: Im Namen des Gesetzes! S. 28 f. Zitiert nach Leopldine Kuntz, ebenda.

Nachruf Werner Krisch

2. Dezember 2011

krisch-wernerIn Berlin verstarb zweiundneunzigjährig Werner Krisch. Seine Entwicklung war wesentlich durch die Tatsache beeinflusst, dass er Jude und dem nazistischen Judenhass ausgesetzt war. 1941 mit der Familie nach Litzmannstadt (heute Łódż, Polen) deportiert, wurde er aus einem Arbeitslager nach Auschwitz verbracht und dort Häftling Nummer 143116. Während seine Eltern und sein Bruder umkamen, überlebte Werner Krisch und kam im Herbst 1944 mit einem Transport in das KZ Sachsenhausen und von dort im Januar 1945 als politischer Häftling Nummer 61971 in das KZ Buchenwald. Er erlebte die Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald.
Bis ins hohe Alter trat Werner Krisch insbesondere vor Jugendlichen als Zeitzeuge auf und war im Sinne des Schwurs von Buchenwald aktiv.
In einem Interview sagte Werner Krisch:

»Meine Erinnerungen sind wach, zu allem, was die Nazis mir und meiner Familie angetan haben. Da stellt sich die Frage, was die Vorgänger derer, die heute über mich bestimmen, taten, als wir in den Konzentrationslagern waren. Wer waren die Lehrer jener Richter, die heute Recht sprechen und nicht verhindern, dass Neofaschisten marschieren und die SS hochleben lassen, Ausländer jagen und Andersdenkende verfolgen dürfen? Wenn mir heute einer vorwirft, dass ich in der DDR gelebt habe, kann ich ihm nur sagen, dass ich in der DDR keine Angst vor Neofaschisten zu haben brauchte und geachtet leben durfte. Heute habe ich sie, in der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik. Heute habe ich neue Angst.«

Wir werden in der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora den Kameraden Werner Krisch in Erinnerung behalten und sein Andenken bewahren.

Nachruf Herbert Thomas

31. Oktober 2011

Kurz vor Vollendung seines 99. Lebensjahres verstarb in Berlin Herbert Thomas, der ehemalige politische Häftling Nummer 1420 aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Nachruf Herbert Thomas weiterlesen »

Nachruf Mordechai Motek Weinryb

29. Oktober 2011

Das Leben von Mordechai Motek Weinryb hat sich vollendet.

weinrybMordechai gehörte zu jenen Menschen, die im Widerstand gegen den Faschismus einen aktiven Beitrag leisteten. Sein Anteil an der Schaffung des organisierten Widerstands war groß. Er gehörte zu den Mutigen.
Im Januar 1945 kam Mordechai in das Konzentrationslager Buchenwald, musste dort das furchtbare „Kleine Lager“ erleiden und ihm blieb der Todesmarsch nach Theresienstadt nicht erspart. Seine Befreiung verdankte er der Roten Armee.
Nach der Befreiung vom Faschismus war Mordechai stets bemüht, als Zeitzeuge insbesondere der jungen Generation die Barbarei des deutschen Faschismus zu benennen. Faschismus, Krieg und Rassismus verurteilte er stets als Verbrechen an der Menschheit. In Frieden und Völkerverständigung sah er die einzige Perspektive.
Für ihn blieben die Kernsätze des Schwurs von Buchenwald

»Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Eine Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«

verbindlich und bestimmend für sein Leben.
Mit Dankbarkeit erinnern wir uns seiner Worte am 11. April 2010 in der Gedenkstätte Buchenwald:

»Mit goldenen Lettern wird der antifaschistische Widerstand gegen die faschistische Barbarei, gegen den Massenmord an Millionen unschuldiger Menschen ins Buch der Geschichte eingetragen sein. Ruhm und Ehre gebührt den tapferen Männern in Buchenwald, die ihr Leben opferten, für das Leben von Kindern, für das Leben jüdischer Menschen. Deutsche Antifaschisten haben die Ehre des deutschen Volkes gerettet. Die ganze Welt soll wissen, dass nicht alle Deutschen schuldig am großen Verbrechen geworden sind.«

Wir werden das Andenken an Mordechai Motek Weinryb bewahren.

Oktober 2011
Lagerarbeitsgemeinschaft
Buchenwald-Dora e.V.

Ottomar Rothmann, Ehrenbürger dieser Stadt

7. Oktober 2011

Weimar ehrt Buchenwaldüberlebenden und Mitglied der VVN- BdA 2011 am Tag der Deutschen Einheit.

Es war ein großer Augenblick, als der Oberbürgermeister der Stadt Weimar, Stefan Wolf, unseren Kameraden Ottomar Rothmann vor über 200 Besuchern und Gästen am Tag der Deutschen Einheit 2011 die Urkunde der Ehrenbürgerschaft im Fürstenhaus zu Weimar übergab.

Am 18. Mai 2011 hatte der Weimarer Stadtrat beschlossen:

Ottomar Rothmann „…in besonderer Anerkennung seiner Verdienste um das Vermächtnis von Buchenwald zum EHRENBÜRGER der Stadt Weimar zu ernennen“. Ottomar Rothmann, Ehrenbürger dieser Stadt weiterlesen »

Für die Bewahrung der demokratischen Rechte und Freiheiten in Europa

4. Oktober 2011

Mit Sorge beobachtet die FIR, die Dachorganisation der Verbände ehemaliger Widerstandskämpfer, Partisanen, Deportierter, Opfer des Nazismus und Antifaschisten heutiger Generationen, Entwicklungen in verschiedenen europäischen Ländern, die die Grundlagen von Demokratie und Freiheit der Menschen gefährden. Für die Bewahrung der demokratischen Rechte und Freiheiten in Europa weiterlesen »

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