Gedenken an Sinti und Roma

15. März 2012

Am 15. April wird in Buchenwald der  67. Jahrestag der Befreiung begangen.

15412kleinanitfa: Wie wird die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. in diesem Jahr das Gedenken an die Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald am 11. April 1945 begehen?

Peter Hochmuth: Den »Befreiungstag«, unter der Bezeichnung trafen sich seit 1946 ehemalige Häftlinge in Weimar und Buchenwald, bereitet die Lagerarbeitsgemeinschaft [LAG] würdig vor. Da es immer weniger Zeitzeugen gibt, hat sich der Charakter der Veranstaltungen verändert. Wir führen in diesem Jahr zum dritten Mal das Treffen der Nachkommen der Buchenwalder durch. Es werden sich ehemalige Häftlinge, Hinterbliebene, Kinder, Enkel, inzwischen schon Urenkel, Mitglieder der LAG und selbstverständlich Antifaschistinnen und Antifaschisten treffen.

Günter Pappenheim, selbst ehemaliger Häftling und Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft, wird am 15. April 2012, um 10.30 Uhr im Kinosaal der Gedenkstätte das Treffen eröffnen.

antifa: Von welchen inhaltlichen Schwerpunkten wird die Gedenkveranstaltung bestimmt?

Peter Hochmuth: Wir haben uns entschlossen, angesichts zunehmender und aggressiver Diskriminierung und Bedrohung der Minderheit der Sinti und Roma in einigen europäischen Staaten – auch in Deutschland, gemeinsam mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, dieser Häftlingsgruppe im Besonderen zu gedenken. Damit wollen wir einen Beitrag leisten, dem verbreiteten Unwissen über den faschistischen Völkermord an dieser Minderheit und dem nicht zu akzeptierenden rassistischen Antiziganismus entgegenzutreten. Zwangsläufig stellt sich ein Zusammenhang zu aktuellem neofaschistischen Terror in Deutschland her und zu eher verhaltenem Reagieren des Staates darauf.

Wir werden wieder unsere Stimme mit der Forderung nach einem Verbot der neofaschistischen NPD erheben. Mit unserem Gedenken spannen wir den Bogen zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, in der am Montag, dem 16. April die Gedenkveranstaltung stattfindet und eine Ausstellung »Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora« eröffnet wird.

antifa: Lassen sich bereits Einzelheiten aus dem Programm für das Treffen der Nachkommen nennen?

Peter Hochmuth: Zur Einstimmung werden wir achtzig Namen und, soweit möglich, Fotos deutscher Männer und Frauen, deutscher Sinti und Roma, die Häftlinge des KZ Buchenwald und seiner Nebenlager waren, einspielen. Sprechen werden Günter Pappenheim, Bertrand Herz, Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald,Dora und Kommandos, Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Eva Pusztai, Ungarn, Vizepräsidentin des Internationalen Komitees, wird an Weg und Tod von Sinti und Roma aus dem so genannten Zigeuner-Lager Auschwitz berichten. Mandy Lehmann und Christian Kling aus Heidelberg stellen Lebensbilder von Sinti und Roma in Deutschland vor, zeichnen deren Verfolgung nach und ihre Situation als Häftlinge im KZ Buchenwald und den Nebenlagern. Das ist ein Beitrag des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Heiko Clajus, Weimar, wird das Jugendprojekt »Gedenkweg Buchenwald-Bahn« vorstellen. Ference Snetberger begleitet das Gedenken mit seiner Gitarre. Am von der SS so benannten Zigeuner-Block werden alle der Opfer gedenken.

Wir befinden uns noch im Prozess der Diskussion, so dass es durchaus Änderungen im Programm geben kann.

anitifa: Ein umfangreiches und anspruchsvolles Programm; welche Unterstützung erfährt die LAG bei der Vorbereitung und Durchführung?

Peter Hochmuth: Wir sind uns einig, dass wir hohen Ansprüchen gerecht werden müssen, wenn wir dem Vermächtnis der Buchenwalder entsprechen wollen. Das Treffen der Nachkommen in diesem Jahr bereiten wir langfristig vor und werden durch das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg unterstützt. Das vertrauensvolle Miteinander erweist sich als zielfördernd. Hilfe und Unterstützung erfahren wir durch die VVN-BdA. Auch die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora helfen uns. Da wir keinerlei staatliche Zuwendung erhalten, haben wir uns mit einem Spendenaufruf an Abgeordnete des Bundestages und des Thüringer Landtages gewandt. Es gibt einige positive Reaktionen, für die wir sehr dankbar sind.

antifa: Wir wünschen dem diesjährige Treffen erfolgreichen Verlauf und werden sicher darüber berichten.

Mit dem Stellvertreter des Vorsitzenden der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald Dora e.V. sprach Gerhard Hoffmann.

Bankverbindung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V.

Berliner Volksbank

BLZ 100 900 00

Konto Nr. 7 219 906 000

Kennwort: 15. April 2012

Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen ausgestellt.

zu erst erschienen in der Zeitung „antifa – Magazin der VVN-BdA für antifaschistische Politik und Kultur“ Ausgabe März/April 2012