14. Mai 2012
Gerhart Zschocher
Buchenwaldhäftling Nummer 5590
ist am 11. Mai 2012 im Alter von achtundneunzig Jahren verstorben.
Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Angehörigen.
»Zeichen aus dem Zuchthaus. Erinnerungen eines Mannes der zehn Jahre bei den Nazis saß.« nannte Gerhart Zschocher sein Erinnerungsbuch, das er im Jahre 2000 veröffentlichte und dem er voranstellte:
»Der Lauf meines Lebens war der Weg eines Arbeiterjungen, der sich in der kapitalistischen Umwelt der Weimarer Republik gemeinsam mit gleichaltrigen Klassengenossen das Wissen um die kapitalistische Ausbeutung und über die Wege zu ihrer Überwindung erarbeitete und daraus die Konsequenzen für seine Verhaltensweisen im weiteren Leben zog.«
Die Verhaltensweisen im Leben waren geradlinig und parteilich im steten Mühen um eine gerechtere Welt. Dafür raubten ihm die deutschen Faschisten elf Jahre seines Lebens, indem sie ihn 1934 erstmals verhafteten und für fünf Jahre in das berüchtigte Zuchthaus Waldheim sperrten. Vorbereitung zum Hochverrat nannten sie das Delikt. Als sich am 14. Juli 1939 die Tore des Zuchthauses für ihn öffneten, währte die Freiheit nur ein paar Tage, denn mit Beginn des Krieges am 1. September 1939 steckten ihn die Nazis in das Konzentrationslager Buchenwald. Gerhart Zschocher gehörte zu denen, die nach der Befreiung der Schwur von Buchenwald leisteten und diesem fühlte er sich fortan verpflichtet. In unzähligen Zeitzeugengesprächen vermittelte er Wissen und Erfahrungen an die nachfolgenden Generationen. Immer war er auch der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora verbunden und trat im Kreis seiner Kameraden für die Vermittlung des antifaschistischen Erbes und die Bewahrung des Vermächtnisses der vielen Buchenwalder Kameraden ein.
Wir werden das Andenken an Gerhart Zschocher in Ehren bewahren.