Virtuelles Buchenwald-Gedenken 2020: Kiel

18. April 2020

Die VVN-BdA Kiel erinnerte am Gedenkort „Arbeitserziehungslager Nordmark“. Im Juni 1944 errichtete die Gestapo am Russee das Lager. Bis zum 4. Mai 1945 wurden dort 4.000 bis 5.000 Zwangsarbeiter inhaftiert, von denen mindestens 578 ums Leben kamen. Zwei Drittel aller Häftlinge des „AEL Nordmark“ kamen aus der Sowjetunion oder Polen, Deutsche und Österreicher stellten lediglich eine Minderheit unter den Lagerinsassen dar.

Eine Einweisung in ein AEL erfolgte wegen “Arbeitsbummelei”, Fernbleiben von der Arbeitsstelle, Streit mit einem Vorgesetzten oder versuchte Flucht in das Heimatland. Da das Regime aber jede Arbeitskraft brauchte, sollte die Haftzeit auf maximal 56 Tage begrenzt werden, der Häftling danach dem Betrieb wieder zur Verfügung stehen und den anderen als abschreckendes Beispiel dienen. Außerdem nutzte die Gestapo das Lager für “Schutzhäftlinge” und politische Gefangene: unter ihnen der 67jährige Pastor Ewald Dittmann aus Dithmarschen und der Kieler Kommunist Bernhard Scoor, der mit osteuropäischen Zwangsarbeitern zu einer Widerstandsgruppe gehörte.

Mitte April 1945 waren noch etwa 900 Gefangene im Lager. Durch Todesmärsche aus anderen Haftstätten verdoppelte sich die Zahl der Häftlinge innerhalb von zwei Tagen. Zu den Neuzugängen gehörten deutsche Juden aus dem Rigaer Ghetto und einige Hundert Gefangene des Gestapogefängnisses Hamburg-Fuhlsbüttel. Angesichts der herannahenden Front ermordete die Gestapo in den letzten zwei Wochen vor Kriegsende etwa 300 Häftlinge, unter ihnen mehr als 30 Schwerkranke. Am 4. Mai befreiten britische Truppen das “AEL Nordmark”.