GELÖBNIS DER TEILNEHMER AN DER EINWEIHUNG DER NATIONALEN MAHN- UND GEDENKSTÄTTE BUCHENWALD AM 14. SEPTEMBER 1958

5. September 2018

Wir, Frauen und Männer verschiedener Weltanschauungen und Glaubensbekenntnisse aus den Norden und Süden, dem Westen und Osten Europas, die in der Zeit der faschistischen Barbarei das Banner des Widerstandes gegen den Faschismus erhoben,

wir, denen das Andenken an alle im antifaschistischen Freiheitskampf gefallenen Kameraden und an die Millionen Opfer des Hitlerterrors eine mahnende Verpflichtung ist,

wir, die wir uns darüber einig sind, dass in unserer Zeit die Erhaltung des Friedens das Hauptanliegen der Menschheit ist und darüber, dass es nie und nirgends mehr Faschismus geben darf,

wir haben uns auf dem Ettersberg, der Stätte der faschistischen Unmenschlichkeit und dem leuchtenden Symbol des heldenhaften Kampfes, den wir in unseren Heimatländern gegen den gemeinsamen Feind führten, mit zehntausenden Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik zusammengefunden.

Wir geloben, den Idealen des antifaschistischen Freiheitskampfes treu zu bleiben.

Wir geloben mit dem gleichen Heroismus, mit dem unsere Kameraden kämpften, all denen, die einen dritten Weltkrieg vorbereiten, entschlossen Widerstand zu leisten.

Wir geloben, zusammen mit allen friedliebenden Menschen unsere ganze Kraft einzusetzen, damit de Welt von dem Alpdruck eines Atomkrieges befreit wird.

Wir geloben, stets für die Verständigung und Freundschaft zwischen den Völkern einzutreten.

Wir, die wir heute erneut unsere unverbrüchliche Einheit und solidarische Verbundenheit bekräftigen, rufen Europa und der ganzen Welt zu:

Wenn wir uns gemeinsam schützend vor das Leben stellen, wird Frieden sein in der Welt!1

Der Text des Gelöbnisses wurde am Fuß des Glockenturms von dem Schauspieler, Regisseur und Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Wolfgang Langhoff, verlesen, der selbst am 28. Februar 1933 verhaftet, im Düsseldorfer Polizeigefängnis schwer gefoltert, zunächst ins Zuchthaus kam, dann in das KZ Börgermoor im Emsland. Dort überarbeitete er den Text des Moorsoldaten-Liedes von Johann Esser. Nach der Verlegung in das KZ Lichtenburg erfolgte seine Entlassung im Rahmen der so genannten Osteramnestie. Er emigrierte in die Schweiz und veröffentlichte 1935 seinen Erlebnisbericht Die Moorsoldaten.

1 Zitiert nach: Buchenwald mahnt. Volksverlag, Weimar 1961. S. 38f.