IX. Treffen der Nachkommen in Buchenwald

19. April 2018

Ehrung jüdischer Opfer

Anlässlich des 73. Jahrestages der Selbstbefreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald fand auf Einladung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora am 15. April 2018 das IX. Treffen der Nachkommen auf dem Ettersberg statt.

Mehr als hundert Gäste, Weimarer BürgerInnen, AntifaschistInnen und Interessierte nahmen bereits am Vortag an einer Gedenkveranstaltung teil. Im Rahmen des Projekts »1000 Buchen« vom Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda zur Erinnerung an die Todesmärsche aus dem KZ Buchenwald wurden auf Anregung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora Bäume für die jüdischen Häftlinge und den politischen Häftling Hans Gerhard Lehmann gepflanzt. Die Söhne von Hans Gerhard Lehmann und der Dresdener Jugendverein »Roter Baum«, der Stadtverband DIE LINKE sowie die Dresdener VVN-BdA finanzierten die Baumpflanzung. Vom Aufsichtsratsvorsitzenden des Lebenshilfe Werk Weimar/Apolda, Pfarrer Justus Lencer, wurde der Häftlinge gedacht, die auf den Todesmarsch getrieben wurden. Er mahnte Mitmenschlichkeit und Solidarität an und wies auf deren Bedeutung angesichts aktueller Entwicklungen hin. Nur menschliches Miteinander ließe Konflikte bewältigen. Die Leiterin des Buchenwaldarchivs, Sabine Stein, sprach über das Leiden der jüdischen Häftlinge und das Mühen des Lagerwiderstands, deren Not zu lindern. Peter Lehmann sprach zum Leben seines Vaters, dem Kommunisten Hans Gerhard Lehmann, der als Kapo in den Deutschen Ausrüstungswerken für den organisierten politischen Widerstand wirksam wurde. Der Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Dominique Durand, betonte, der Baum möge nicht nur an Leid und Martyrium erinnern, sondern auch daran, dass durch die Solidarität jüdischen Häftlingen das Leben gerettet werden konnte.

Das IX. Treffen der Nachkommen fand im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald statt und widmete sich dem Thema »Der Judenpogrom vom November 1938 und die Hilfe des Lagerwiderstands für die Juden im KZ Buchenwald«. Historische Fakten, Fotos und Dokumente, mit einem Video eingespielt, stimmten die zahlreichen Gäste ein, unter ihnen die ehemaligen Häftlinge Naftali Fürst aus Israel und Andrei Iwanowitsch Moiseenko aus Weißrussland. Nach Grußworten vom Vorsitzende der Lagerarbeitsgemeinschaft, Günter Pappenheim (der aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich anwesend war) und dem Präsidenten des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Dominique Durand, referierte der Historiker Dr. Harry Stein zum Thema, was mit großem Interesse aufgenommen wurde. Schüler aus Weimar und Jena lasen aus Zeitzeugenberichten. Mit starkem Beifall wurde von den TeilnehmerInnen des Treffens eine Erklärung verabschiedet.

Das stille Gedenken am Block 22, dem so genannten Judenblock, beendete das diesjährige bundesweite Treffen der Nachkommen.
Schülergruppen aus Siegen und Dresden, Gruppen der VVN-BdA aus Berlin, Siegen, Essen, Thüringen, eine Gruppe von »Schweinfurt ist bunt« verbanden die Teilnahme am Treffen mit dem Besuch der Gedenkstätte. Der »Rote Stern Leipzig«/Sektion Radsport beendete in Buchenwald eine Radsportdemo, die am 14. April in Leipzig startete und über Zeitz, Eisenberg, Jena und Weimar führte.

Die Gedenkkundgebung des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald-Dora bildete den würdigen Abschluss des diesjährigen Gedenkens in Buchenwald. Eingeleitet wurde sie mit einem Redebeitrag vom Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Professor Knigge. Der Thüringer Staatssekretär Malte Krückels versicherte, die »Landesregierung fühle sich dem Schwur von Buchenwald verpflichtet: >Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.<« Beeindruckend waren die Redebeiträge von Zahava Stessel aus den USA und Gilberto Salmoni aus Italien. Dominique Durand verwies eindringlich auf Gefahren rechtspopulistischer Entwicklungen in Europa hin und betonte die Notwendigkeit des Zusammenschluss progressiver Kräfte.

Gedenken am Jüdischen Mahnmal und am Glockenturm schlossen sich der Kundgebung an.

Gerhard Hoffmann