Klaus Trostorff, 1920 – 2015

Text von (TVVdN-BdA) Franziska Schestak-Haase

Klaus Trostorff stammte aus der Familie eines Opernsängers und einer Kindergärtnerin. Erzogen wurde er vor allem von seiner Mutter und der Großmutter. Seine Großmutter war Mitglied der SPD, hatte zusammen mit Rosa Luxemburg Nationalökonomie gelehrt und war 1919 die erste sozialdemokratische Stadträtin in Breslau. Auch seine Mutter war seit 1918 Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei. Mit dem Machtantritt der Nazis geriet die Familie jedoch nicht allein aufgrund der politischen Ausrichtung unter Verfolgung, sondern auch aufgrund der jüdischen Herkunft von Mutter und Großeltern. Der Vater erhielt aufgrund seiner Weigerung, sich von seiner Frau zu trennen, Berufsverbot und arbeitete als privater Gesangslehrer weiter. Die Großeltern wurden 1940 ermordet.

Klaus Trostorff besuchte eine Volks- und Mittelschule, musste die Schulausbildung jedoch aufgrund der Verfolgung vor dem Abitur abbrechen und trat eine Lehre zum Kaufmann an. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Schienenlegen bei der Reichsbahn dienstverpflichtet.

Klaus Trostorff

Schon früh wurde er gegen die NS-Diktatur aktiv. Als er in Breslauer Tanzlokalen versuchte, Soldaten zum Desertieren zu bewegen, wurde er an die Gestapo verraten. Nach fünfmonatiger Gestapohaft wurde er im KZ Buchenwald interniert und musste anfangs im Entwässerungskommando Gräben ausheben, später wurde er in das Kommando „Bauhof“ versetzt. Zur Strafverschärfung „wegen staatsfeindlicher Tätigkeit und sowjetfreundlicher Einstellung“ war er in den Block 1 zu den sowjetischen Kriegsgefangenen verlegt worden. 1944 erlebte er die Bombardierung mit und wie am 11. April 1945, kurz vor Eintreffen der 3. US-Armee, die mittlerweile bewaffneten Mitglieder des Lagerwiderstandes nach der Flucht der SS-Wachmannschaften vor der US-Armee die Kontrolle über das Lager übernahmen. Gemeinsam mit den anderen Überlebenden leistete er den Schwur von Buchenwald. Bereits im Lager war er unter dem Eindruck der Solidarität kommunistischer Kameraden, der er sein Überleben verdankte, Mitglied der Kommunistischen Partei geworden

Klaus Trostorff erreichte im Juni 1945 seine Heimatstadt Breslau. Er fand seine Mutter, die aus dem KZ Groß-Rosen geflohen war. Der Vater war bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen.

Mit einem Omnibus, der zuvor Buchenwaldüberlebende nach Breslau gebracht hatte, fuhr er mit seiner Mutter nach Thüringen zurück und kam im August 1945 nach Erfurt, wo er heiratete und bis zu seinem Tod wohnte. In einem Kursus ließ er sich zum Neulehrer ausbilden und unterrichtete an einer Erfurter Schule. Im Jahre 1948 fing er an zu studieren: Jura, sein Jugendtraum, und Gesellschaftswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach diesem Studium ging er in den Staatsapparat, wurde politischer Mitarbeiter der SED-Landesleitung Thüringen, der Bezirksleitung Erfurt, stellvertretender Bürgermeister und Bürgermeister vom Erfurter Stadtbezirk Mitte. Im September 1969 wurde er auf Bitten deutscher Buchenwald-Kameraden Direktor der ersten Nationalen Mahn- und Gedenkstätte in der DDR in Buchenwald. 20 Jahre war er Repräsentant dieser bedeutenden antifaschistischen Gedenkstätte im In- und Ausland. Zugleich war er Mitglied der Zentralen Leitung des Komitees der antifaschistischen Widerstandskämpfer. Sein Ziel war es, Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, dafür einzutreten, dass Faschismus und Krieg nie wieder eine Chance bekommen. Auch danach stand er bis zum hohen Alter als Zeitzeuge zur Verfügung und blieb seiner antifaschistischen Grundüberzeugung Zeit seines Lebens treu.