Carl Gärtig
*11.03.1902 in Weidau, Kreis Zeitz, + 07.01.1981 in Weimar
„Der Sohn eines Fabrikschmiedes besuchte die Dorfschule und ging von 1916 bis 1919 in Weißenfels bei einem Bäcker in die Lehre. Aktive Gewerkschaftsarbeit führte zu seiner Entlassung. Er trat 1919 in die USPD und 1920 in Halle in die KPD ein.
Carl Gärtig fuhr als Schiffskochgehilfe zur See, musterte 1923 in New York ab und arbeitete als Bäcker in Manhattan. Als KPD-Mitglied übernahm ihn die Kommunistische Partei der USA.
1929 kehrte er nach Deutschland zurück und wechselte oft den Wohnort. Wiederholt wurde er verhaftet und war zeitweilig Häftling im KZ Lichtenburg. 1935 sprach ihn ein Gericht in Naumburg wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ schuldig.
Als „politisch rückfällig“ kam er am 28.08.1938 in das KZ Buchenwald, Häftlingsnummer 5209. Dort arbeitete er u.a. im Kommando Straßenbau, ab März 1940 als Kellner im SS-Führerheim und ab 1942 im SS-Kantinenbetrieb. Mit dort sichergestellten Medikamenten und Lebensmitteln unterstützte er dringenden Bedarf im Häftlingskrankenbau. Bei von der SS befohlenen Versorgungsfahrten gelang es ihm, heimlich Briefe u.a. nach Weimar und Gotha zu schmuggeln.
Gemeinsam mit dem politischen Häftling Franz Eichhorn, Friseur des Lagerkommandanten, betrieb er konspirativ die Ablösung des BV-Häftlings Fritz Wolff als Lagerältesten im Juni 1943.
Seit Mitte 1943 begannen die illegalen militärpolitischen Aktivitäten der IMO in der Häftlingskantine, die Carl Gärtig als deren Kapo maßgeblich mit absicherte. Er war beteiligt, als mit der Unterstützung der Kameraden Hans Neumeister, Willi Seifert und Herbert Weidlich im Sommer 1944 das Leben von zwei Obersten der französischen Armee gerettet werden konnte.
Als einer der Funktionshäftlinge stand Carl Gärtig auf der „Liste der 46″. Kameraden ermöglichten ihm das Überleben, in dem sie ihn am 05.04.1945 vor der SS im Stroh des Schweinestalls versteckten. Ab dem 16.05.1945 widmete sich Carl Gärtig dem Aufbau der KPD und Polizei in Zeitz und Weißenfels, war 1950 Direktor der staatlichen Handelsorganisation (HO) und arbeitete ab 1954 bis zu seiner Invalidisierung 1956 als Bürgermeister von Zeitz; im selben Jahr verzog er nach Weimar.“