ERKLÄRUNG DES PRÄSIDENTEN DES INTERNATIONALEN KOMITEES BUCHENWALD-DORA UND KOMMANDOS BEZÜGLICH BEHAUPTUNGEN VON MARKO FEINGOLD, EHEMALIGER KZ-HÄFTLING
23. Februar 2016
Während einer Sendung von DEUTSCHLANDRADIO KULTUR am 3. Februar 2016, hat Marko Feingold, ein ehemaliger österreichischer Häftling in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald behauptet, dass es am 11. April 1945 in Buchenwald »keinen Schuss« zwischen den Häftlingen und der SS gegeben hätte, weil, so Marko Feingold, alle SS-Wächter schon am Vormittag das Lager und die Wachtürme verlassen hatten. Von Zeitzeugen, die am 11. April 1945 an Ort und Stelle waren, belegt und von Historikern nachgewiesen ist, dass durch Häftlinge, die dem geheim organisierten, bewaffneten internationalen Widerstand angehörten, der Aufstand gegen die SS-Wächter auf den Wachtürmen des Häftlingslagers ausgelöst und die Peiniger verhaftet wurden –begünstigt durch die herannahenden US-amerikanischen Truppen. Bewaffnete Häftlinge begaben sich ausserhalb des Lagers, um eine eventuelle Rückkehr der SS-Leute ins Lager zu verhindern.
Marko Feingold hat möglicherweise keine Kenntnis von diesen Geschehnissen gehabt oder er mag sie wegen des lange zurückliegenden Zeitpunktes, des erlittenes Leids und der Strapazen des Alters vergessen haben. Jedenfalls reichen diese Überlegungen auf keinen Fall aus, seine lügnerischen Behauptungen zu rechtfertigen.
Im Namen des Internationalen Komitees Buchenwald Dora und Kommandos verurteile ich mit Entschiedenheit diese Verfälschung der historischen Wahrheit und diese unerträgliche Missachtung der Ehre derjenigen, die sich unter besonders gefährlichen Umständen gegen die SS-Henker gestellt haben.
Paris, Februar 2016
Bertrand Herz
Präsident Häftlingsnummer KLB 69592