Erklärung der Teilnehmer_Innen des VI. Treffens der Nachkommen am 12. April 2015
21. August 2015
Vor siebzig Jahren befreiten sich die Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald mit großem Mut aus eigener Kraft.
Die Befreiten manifestierten mit ihrem Schwur den Willen, für alle Zeiten den Nazismus auszumerzen, um künftig frei und friedlich in einer solidarischen Welt leben zu können.
Dessen gedenkend trafen sich auf Einladung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers, Angehörige und Nachkommen von Häftlingen, Antifaschistinnen, Antifaschisten und Gäste auf dem Ettersberg.
Mit dem 6. Treffen der Nachkommen wurden die Befreiungstat und die Zukunftsorientierung des Schwurs von Buchenwald gewürdigt.
Siebzig Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschismus ist festzustellen, dass es in der Bundesrepublik Deutschland nicht gelungen ist, neofaschistischen Entwicklungen die Möglichkeit weiteren Gedeihens zu entziehen.
Wir haben erfahren müssen, dass in Staaten der Europäischen Union und solchen, die dort ihre Mitgliedschaft anstreben, Judenhass geschürt, Sinti und Roma diskriminiert, beleidigt, gehetzt, Andersdenkende brutal verfolgt werden und dass im Krieg wieder ein Mittel zur Konfliktlösung gesehen wird.
In der unwidersprochenen Verherrlichung von SS-Verbrechen und Pflege der SS-Heldenmythen, in profaschistischen Machtambitionen, in offener internationaler Präsens neofaschistischer und rechtspopulistischer Parteien sehen wir große Gefahren.
Wir erwarten von bundesdeutscher und europäischer Politik ernsthafte Maßnahmen, die diese Gefahren bannen.
Wir wollen keine europäischen Streitkräfte, weil der Frieden in Europa so gestärkt werden muss, dass er dazu beitragen kann, Konflikte in der Welt ausschließlich friedlich zu lösen.
Wir wollen, dass die Würde des Menschen überall geachtet und tatsächlich nicht angetastet wird.
Buchenwald, am 12. April 2015