Begegnungen am Befreiungstag
10. September 2014
Aus Anlass es 69. Jahrestages der Selbstbefreiung der Häftlinge im Konzentrationslager Buchenwald hatten Irmgard Seidel und Elke Pudszuhn von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora (LAG) für den 11. April 2014 eine Begegnung von Schülerinnen und Schülern mit Zeitzeugen und Mitgliedern der LAG organisiert. Junge Leuteaus Gymnasien in Erfurt und Rudolstadt nahmen das Angebot wahr, sich mit dem Thema „Kameraden, wir sind frei!“ auseinanderzusetzen.
Auf dem Appellplatz begrüßte sie der 92 jährige Franzose Floreál Barrier. Eindrucksvoll schilderte er, wie er mit seinen Kameraden im besetzten Frankreich Widerstand leistete, deshalb von den Deutschen verhaftet und im KZ Buchenwald interniert wurde. Er war persönlich an der Selbstbefreiung beteiligt und berichtete darüber, mit welcher Umsicht das Internationale Lagerkomitee und die illegale Internationale Militärorganisation die Befreiungsaktion am 11. April 1945 führten. Seine Ausführungen beendete er mit der Aufforderung an die jungen Menschen, dazu beizutragen, dass es nie eine Wiederholung des Grauens geben darf und dass sie sich für eine freiheitliche und friedliche Welt engagieren sollen.
Der Rumäne Vasile Nuszbaum sprach zu den Jugendlichen am früheren Kinderblock 8 über sein Erleben als Kind im Lager. Die jungen Leute aus Rudolstadt vermittelten ihre Erfahrungen beim Erforschen von Lebensbildern Verfolgter, für die sie in ihrer Heimatstadt Stolpersteine verlegen lassen wollen.
Am Block 45 sprach Günter Pappenheim über seine Zeit im KZ. Er verwies darauf, wie wichtig die Selbstbehauptung der Häftlinge war, weil das dazu beitrug, die Kraft zu entwickeln, sich nicht dem Terror der SS zu beugen. Zeichen der Selbstbehauptung und des daraus erwachsenden Widerstands war die Solidarität der Häftlinge, betonte er. Bezugnehmend auf aktuelle Entwicklungen in einigen europäischen Staaten und auch in Deutschland unterstrich er, dass Faschismus nie eine Meinung war und immer ein
Verbrechen bleibt, dem mit größter Wachsamkeit und zivilgesellschaftlichem Engagement begegnet werden muss.
Sein Kamerad Gert Schramm verlas an diesem Block den Schwur von Buchenwald, den die Überlebenden am 19. April 1945 leisteten und der bis heute höchste Aktualität besitzt. Sichtlich beeindruckt wiederholten viele der jungen Leute das „Wir schwören!“
In individuell geführten Gesprächen beantworteten Günter Pappenheim und Gert Schramm Fragen der Jugendlichen. Sie zeigten sich sehr beeindruckt von dem, was sie von den ehemaligen Häftlingen an diesem Nachmittag erfahren hatten.
Gerhard Hoffmann