Dear Mister Pappenheim
13. Juli 2009
Ein Zeuthener Buchenwald-Veteran schrieb an US-Präsident Obama – und bekam eine Antwort
ZEUTHEN: Der Besuch von US-Präsident Barack Obama Anfang Juni im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald war für den Zeuthener Günter Pappenheim ein besonderer Moment. Der 83-Jährige war KZ-Häftling in Buchenwald. Dass erstmals ein US-Präsident die heutige Gedenkstätte aufsuchte, freute ihn sehr. Günter Pappenheim und Gert Schramm vom Buchenwalder Häftlingsbeirat schrieben Obama einen Brief – und bekamen prompt eine Antwort.
„Dear Mr. Pappenheim“ – „Lieber Herr Pappenheim“ steht als Anrede auf dem Schreiben der amerikanischen Botschaft in Berlin, dass den Zeuthener wenige Tage nach dem Präsidentenbesuch in Buchenwald erreichte. Daran wird Obamas Aussage zitiert, dass es wichtig sei, sich an all jene zu erinnern, die überlebt haben und diejenigen, die umgekommen sind. „Ich werde nicht vergessen, was ich heute gesehen habe“, hatte Obama nach dem Besuch gesagt.
Aber ein anderer Satz in dem Brief ließ Günter Pappenheim noch mehr aufhorchen. „Danke, dass Sie Präsident Obama auf Ihre Arbeitsgruppe aufmerksam gemacht haben“, schrieb der Botschaftsmitarbeiter. Für den Zeuthener ist das ein Hinweis darauf, dass seine Nachricht tatsächlich bis nach Washington durchgedrungen ist. „Ich finde es sehr positiv, dass er reagiert hat“, sagt er. Günter Pappenheim ist Vizepräsident des Internationalen Buchenwald-Komitees ehemaliger Häftlinge. Außerdem leitet er die deutsche Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora. Er ist viel unterwegs, hält Vorträge, spricht mit Jugendlichen.
Er kam 1943 als 17-Jähriger nach Buchenwald. Die Geheime Staatspolizei verhaftete ihn, weil er in seinem Heimatort Schmalkalden mit Fremdarbeitern die französische Nationalhymne gesungen hatte. Sein Vater Ludwig Pappenheim, ein angesehener Sozialdemokrat, war einer der ersten Opfer des Naziterrors, er wurde 1934 ermordet.
Im Brief an Obama erinnern die Buchenwald-Veteranen an den entscheidenden Anteil der Amerikaner an der Lager-Befreiung im April 1945, nennen den damaligen Präsidenten Roosevelt einen „großen Freund der Antifaschisten aller Länder.“ Und an Obama gerichtet schreiben sie: „Wir sehen in Ihrem Besuch einen symbolischen Akt, der den Willen zum Ausdruck bringt, an der Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit konstruktiv mitzuwirken.“ paw
Quelle: Märkische Allgemeine, Dahme Kurier, 11.07.2009