Pierre Durand

Pierre Durand wurde am 30. August 1923 in Mulhouse (Haut-Rhin) in einer bürgerlichen Familie geboren.

Er war noch Gymnasiast, als 1940 der Elsass dem deutschen Reich zum zweiten Mal angegliedert wurde.

Er lehnte die Annexion ab und flüchtete in die Gegend der Franche-Comté, bevor er 1941 die Hochschule für literarische Studien besuchte. Aus Patriotismus setzte er sich für die Widerstandsbewegung  „Défense de la France“ ein, später 1942 für die illegale  kommunistische Partei.

Im Juni 1943 unterbrach er sein Studium und ging in den Untergrund: zunächst in Paris als FTP (Freischärler und Partisan), dann in der Inter-Région 21 (die die Gebiete von Meurthe-et-Moselle, Haute-Marne, den Vogesen, Haute-Saône, Belfort, Doubs, und Jura umfaßte).

Trotz seines jungen Alters übernahm er als Kommandant der Inter-Région 21 die Nachfolge des berühmten Obersts Fabien (ehemaliger Kämpfer in den Internationalen Brigaden des Volkskrieges in Spanien).

Am 10. Januar 1944 wurde er bei einer Razzia in Besançon verhaftet. Er wurde schwer von den Feldgendarmen, der Gestapo und der französischen Polizei verhört, verriet nichts und wurde nicht als der Stellvertreter von Fabien erkannt.

Ende April 1944 wurde er von Besançon nach Compiègne in das Frontstalag 122 verlegt. Dort beauftragte ihn Marcel Paul (bevor er nach Neuengamme überstellt wurde), der ihn persönlich kannte und Oberbefehlshaber der FTPs war, einen kollektiven Fluchtversuch der  „politischen “ Häftlinge mit der  Außenunterstützung der FTPs  zu organisieren.

Leider ist dies nicht gelungen. Pierre Durand und seine Kameraden wurden am 11. Mai 1944 nach Buchenwald verschleppt.

Aufgrund seiner Erfahrung als Widerstandskämpfer und seiner Kenntnis der deutschen Sprache wurde Pierre Durand zum Bindeglied zwischen Marcel Paul, dem Oberst Frédéric-Henri Manhès (der das Komitee der französischen Interessen leitete) und der deutschen Widerstandsorganisation des Lagers.

Er leitete gleichzeitig die Nachrichtendienstaktion der illegalen „Französischen Brigade für die Befreiungsaktion „, dem französischen Teil des Militärstabs innerhalb des Internationalen Komitees.


Pierre Durand verlas den Schwur von Buchenwald in französischer Sprache am 19. April 1945.

Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Journalist für das kommunistische Presseorgan L’Humanité, dem er seine Karriere widmete.

Pierre Durand war auch ein wohlbekannter und anerkannter Historiker der Geschichte der Résistance und der Deportation.

1977 veröffentlichte er ein Buch Der Widerstand der Franzosen in Buchenwald und Dora;

1985 ein Buch über Ilse Koch Die Bestie von Buchenwald.

Pierre Durand achtete stets mit hoher Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der deutschen Politik. Nie vergaß er die brüderliche Kameradschaft mit den deutschen Antifaschisten  und Internierten des Lagers Buchenwald. Er beteiligte sich an dem Buch Mahnung und Verpflichtung (1961).

Nach dem Tod von Marcel Paul (November 1982) widmete ihm Pierre Durand eine Biografie und übernahm seine Nachfolge als Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora. Eine seiner wichtigen Aufgaben war, die Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen den Internationalen Komitees von allen KZ-Lagern herzustellen und zu festigen.

Er betrachtete die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen als einen Grundstein der europäischen Demokratie.

Nach der deutschen Vereinigung legte er besonderen Wert darauf, dass Buchenwald als Symbol für die Unmenschlichkeit, aber zugleich auch als Symbol für den Widerstand gegen die Unmenschlichkeit bleibt.