Karel Vrkoslav

*2. Mai 1902, †17.9.1976

Karel Vrkoslav  lebte mit seiner Frau Anna in Jilemnice, im heutigen Tschechien. Dort war der gelernte Schmied in einer antifaschistischen bewaffneten Organisation aktiv.

Im Juni 1940 wurde Karel von den Nazis verhaftet und nach Dachau verschleppt. Von dort deportier­ten sie ihn im Dezember 1940 nach Buchenwald. Er bekam die Häftlingsnummer 1585 und wurde im Block 45 untergebracht, schräg hinter dem Block 39, in dem mein Großvater, Karl Vögtel, inhaftiert war.

Nach verschiedensten Arbeitskommandos wurde Karel ab dem 30. April 1942 in den Deutschen Aus­rüstungswerken (DAW), einem Rüstungsbetrieb der SS, im Häftlingsgelände, zur Zwangsarbeit verpflich­tet. Mein Großvater, ein deutscher Kommunist, war dort bereits seit einigen Wochen als Schlossermeis­ter im Einsatz. Spätestens hier haben die beiden sich kennengelernt und angefreundet.

Nach der Befreiung kehrte Karel zu seine Frau Anna nach Jilmenice zurück und mein Großvater zu sei­ner Frau Luise nach Mettmann.

Karel Vrkoslav und seine Frau

Bei meiner Recherche zum Leben meiner Großel­tern habe ich Fotos und Briefe gefunden. In einem Brief, datiert auf den 28. April 1970 schreibt Karel: „Wir hatten am 11. und 12. April 70 Feierversammlung der Widerstandskämpfer in Prag aus verschiedenen KZ gehalten, auch von Buchenwald sind sehr viele von uns dabei…Viele Kameraden, die dich Karl, in Buchenwald gekannt haben und bei dir arbeiteten, sehr gerne an dich denken und dich herzlich grüßen.“ Je intensiver ich mich mit dieser Freundschaft beschäftigt habe – den Fotos aus dieser Zeit und den gegenseitigen Briefen, in denen auch etliches von Besuchen meiner Großeltern bei Karel und Anna in Jilimenice zu finden ist , umso tiefer war ich berührt. Hält sich doch in manchen Köpfen immer noch die Legende, die deutschen   Kommunis­ten in Buchenwald wären nur auf ihren persönlichen Vorteil aus gewesen.

Letztes Jahr, bei der Baumpflanzung für meinen Großvater, kam mir die Idee, dass Karel unbedingt auch einen Baum braucht. Kinder hatten Anna und Karel nicht – so viel wusste ich. Ich habe Kontakt nach Jilmenice aufgenom­men und habe mit einer netten Frau gemailt, die sich privat auf Spurensuche begeben hat.

Zum Tod meines Großvaters im Mai 1972 schrieb Karel an meine Oma: „Es tut dir freilich Schmerz und Weh, gerade wie auch uns hier, denn wir liebten Karl sehr wie einen sehr guten Freund schon in schlimmen Zeiten, wo man am besten Menschen kennen lernt, und werden drum ihn stets ehren. Wir waren ihm für seine Güte viel schuld, vor allem fühlte er die unmenschliche Ungerechtigkeit gegen ihn selbst, aber auch gegen uns, die einer anderen Nation gehörten. Ehre und ewigen Frieden seiner Seele! Wir müssen alle hin, aber nicht mit schwerer Sünde und Schan­de.“

Text von Katinka Poensgen, 13.04.2024