Bericht über das XIII. Treffen der Nachkommen am 14. April 2024 im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald
14. April 2024
Am Sonntag, 14.04.2023, fand das inzwischen traditionelle XIII. Treffen der Nachkommen, organisiert von der LAG Buchenwald-Dora e.V., im Kinosaal der Gedenkstätte Buchenwald statt.
Das Thema war in diesem Jahr „Zwangsarbeit“.
Der Kinosaal war gut gefüllt – ein ermutigendes Zeichen in Zeiten von wieder erstarkendem Rechtsradikalismus, Fremdenhass, Antiziganismus und Antisemitismus.
Unter den zahlreichen Gästen waren neben Vertretern des IKBD, an der Spitze mit dem Präsidenten Naftali Fürst, Professor Jens Christian Wagner (Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora), Vertreter des Zentralrates der Sinti und Roma in Deutschland, Antifaschisten aller Altersgruppen, Nachkommen der 2., 3. und 4. Generation.
Moderiert wurde die Veranstaltung vom Vorstandsvorsitzenden der LAG, Karl-Friedrich Limburg, Sohn des Häftlings #4 des KZ Buchenwald, Dr. Albert Otto Limburg.
Grußworte an das Treffen der Nachkommen richteten neben Naftali Fürst Prof. Dr. Jens Christian Wagner und auch die wegen Krankheit nicht angereiste Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Petra Pau, welches durch Siegried Lehmann (Mitglied der LAG Buchenwald-Dora e.V.) verlesen wurde.
Im Anschluss an die Grußworte trug André Goldstein (Sohn des Spanienkämpfers, Auschwitz- und Buchenwaldüberlebenden Kurt Julius Goldstein, Häftlingsnummer 58866, Mitglied des Vorstands der LAG Buchenwald-Dora e.V. und des Internationalen Auschwitz Komitee) einen Kommentar von Christoph Heubner (Executiv Vizepräsindent des IAK) zum TV-Duell Voigt-Höcke vor.
TV-Duell zwischen Mario Voigt und Björn Höcke am heutigen Gedenktag der Befreiung von Buchenwald
Den thematischen Hauptvortrag zum Thema „Zwangsarbeit“ hielt Dr. Michael Löffelsender, Kurator der Gedenkstätte Buchenwald.
An den Hauptvortrag schloss sich die Präsentation eines Textes von Karl-Friedrich Limburg zu „Zwangsarbeit in Buchenwald – Widerstand und Sabotage“ an, der vom Autor gemeinsam mit Rebekka Goldstein und Jessica Simon Schlößer als Vertreterinnen der 3. und 4. Generation verlesen wurde.
Für die musikalische Begleitung sorgten traditionell das international bekannte und mehrfach preisgekrönte „Baumbach-Duo“( https://www.baumbach-duo.de/) sowie der Chor „Pir-Moll“ (https://www.pir-moll.de/).
Die Veranstaltung endete mit der Verlesung der „Erklärung“ durch André Goldstein und dem gemeinsamen Gesang des Buchenwald-Lieds.
Erklärung:
„Überlebende und wir, die Nachkommen von politischen Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald und anderer Konzentrations- und Vernichtungslager des deutschen NS-Regimes, Antifaschistinnen und Antifaschisten, Freundinnen und Freunde und Gäste, die sich heute hier versammelt haben zum 13. „Treffen der Nachkommen“ aus Anlass des 79. Jahrestages der Selbstbefreiung, nehmen dies zum Anlass, eindringlich zu erinnern an den Schwur von Buchenwald, den die befreiten Häftlinge am 19. April 1945 geleistet haben: „…Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig…“
Wenn wir uns in unserem Land, in Europa und der Welt umschauen, so sehen wir ein nie dagewesenes Erstarken ultrarechter und nationalistischer Bewegungen, kriegerische Auseinandersetzungen, Fremdenhass, Antisemitismus, Antiziganismus…. Die Welt stand seit dem Ende des 2. Weltkrieges nie so kurz vor einem 3. Weltkrieg!
Angesichts dessen erfüllt es uns mit großer Sorge, dass aus der Losung „Schwerter zu Pflugscharen, Frieden schaffen ohne Waffen“ eine Bewegung entstanden ist nach dem Motto „Frieden schaffen mit noch mehr Waffen“ – ein Festtag für die Rüstungslobby.
Das führt einzig zu weiterer sozialer Spaltung der Gesellschaft und maßlosen Profiten des militärisch-industriellen Komplexes. An dieser Stelle sei an Karl Marx erinnert: „Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn… für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens.“
Wir verurteilen jeden Krieg, sei es der feige Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, das Töten von Zivilisten im Gaza-Streifen, der Konflikt im Roten Meer oder der völkerrechtswidrige Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine. Wir vermissen den Weg der Diplomatie zur Beendigung dieses Konfliktes – die Bereitschaft hierzu ist auf beiden Seiten offensichtlich auch nach 2 Jahren noch immer nicht vorhanden.
Von hier rufen wir – wie schon in den Jahren 2022 und 2023 – alle politisch Verantwortlichen in der Welt, Demokratinnen und Demokraten und Bürger auf, ihre Stimme gegen jede Form von Ausgrenzung, Kriegstreiberei und Kriegshetze zu erheben.
Wir fordern – Verhandlungen jetzt, ohne Vorbedingungen, so schnell wie möglich!
Auch der US-Präsident John F. Kennedy wusste:
„Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“
Weimar am 14. April 2024