Pflanzung des Erinnerungsbaums für Éva Fahidi Pustai im Rahmen des 79. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald
12. April 2024
Am Freitag 12. April trafen sich an der Andersenstrasse in Weimar zahlreiche Mitglieder des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD), der LAG Buchenwald-Dora e.V. und Unterstützer des Projektes 1000 Buchen. Unter ihnen befand sich auch der Lebensgefährte Andor Andrási von Éva Fahidi Pusztai.
Als Baumpate pflanzte das IKBD den Baum zur Erinnerung an Éva Fahidi Pusztai, vis á vis des Erinnerungsbaums für ihre Schwester und ihre Familie, den Éva Fahidi Pusztai persönlich im Jahr 2022 gepflanzt hat.
Justus Lencer, Aufsichtsratsvorsitzender des Lebenshilfe Werks Weimar Apolda, begrüßte die Baumpaten und Gäste.
Naftali Fürst, Präsident des IKBD und langjähriger Freund und Weggefährte von ihr, Peter Kleine, Oberbürgermeister der Stadt Weimar, und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner würdigten noch einmal das Leben von Éva Fahidi Pusztai und ihren unermüdlichen Einsatz, als Zeitzeugin insbesondere jungen Menschen von den Verbrechen der Nazis zu berichten.
„Liebe Feunde von Eva,
Eva Fahidi Pusztai hat uns am 11. September 2023 in Budapest verlassen.
Wir alle hier kennen ihren schmerzhaften Lebensweg zunächst im Lager von Auschwitz-Birkenau, dann in einem der 27 Außenkommandos von Buchenwald. Wir alle bedauern ihre strahlende Kraft und Persönlichkeit.
Sechzig Jahre hat sie gebraucht, bevor sie anfing zu sprechen: “Ich habe mich befreit, sagte sie, an jenem Tag, wo ich erkannte, dass Hass meine Seele vergiftete”.
Die Fatalität ihres Schicksals hat sie in Büchern beschrieben; unermüdlich hat sie in Schulen, in Gedenkstätten, 2015 im Gerichthof gegen Oskar Gröning erzählt, und sogar auf Theaterbühnen, wo sie ihre Holocaustgeschichte in einer unsagbar schönen Choreographie bis zu ihrem 93. Lebensjahr getanzt hat.
Eine ihrer zahlreichen Botschaften war: „Man lebt nur einmal, aber wenn man stirbt, ist es für immer. Lasst uns den Hass ablehnen. Nur unter dieser Bedingung können wir dann den Grundstein für ein würdiges menschliches Leben und eine Welt des Friedens legen“.
Eva ist drei Wochen vor den Massakern vom 7. Oktober 2023 gestorben. Zumindest wurde ihr das erspart. Wir erinnern ihre Worte: „Ein ganzes Leben wird nicht ausreichen, um zu mahnen, dass sich die Verbrechen des Holocaust nie wiederholen dürfen“. Leider hatte sie recht.
Sei gedankt und geehrt, liebe Eva.
Mit diesem Baum bestätigt Dir das Internationale Komitee Buchenwald Dora seine unendliche Dankbarkeit. Wir werden Dich nie vergessen.“
Ihr Lebensgefährte Andor Andrási fand bewegende Worte und erinnerte an ihren Satz „einer muß aufhören zu hassen“, der immer ihre Maxime allen Handelns war.
„Seit Évas Tod werde ich so oft damit konfrontiert, wie nach ihrem Abschied alles auseinandergerissen wurde. Ihre authentischen Reden und besorgniserregenden Worte waren verschwunden, um einem Wiederaufleben einer Welle des Hasses entgegenzuwirken.
Trotz aller Vorzeichen und vernünftigen Überlegungen haben wir nie berücksichtigt, dass die Endlichkeit des Lebens auch für uns gilt.
Und jetzt sind wir hier, wo wir vor zwei Jahren an einer Baumpflanzung zum Gedenken an Gilike und an die ganze Familie von Éva teilgenommen haben. Damals hätten wir nicht gedacht, dass es so bald wieder zu Baumpflanzungen kommen würde. Versuchen wir, dies mit Optimismus zu betrachten, sehen wir es so, dass Éva nun wieder mit ihrer Familie vereint ist. Sie nimmt hier eine andere Existenzform an, in der Eva sozusagen wiedergeboren wurde und weiterlebt, in Form eines Apfelbaums. Mit seiner Existenz erinnert uns dieser Baum an Evas Botschaft, die sich durch ihn manifestiert und weiter warnt. Und es ist sehr passend, dass das in Evas Lieblingsstadt Weimar passiert. Ich habe das Gefühl, dass Évas Seele jetzt bei uns ist und sie ist zufrieden, dass Weimar sich so an sie erinnert.
Danke an diejenigen, die diese Baumpflanzung ermöglicht und umgesetzt haben.“
Die Stimme von Éva Fahidi Pusztai wird uns allen fehlen. Die Erfüllung Ihres Vermächtnisses „NIE WIEDER“ ist unsere Aufgabe.
Reinhold Loch