Pressemitteilung des Internationalen Auschwitz Komitee zum Tod seines Präsidenten Marian Turski im Alter von 98 Jahren in Warschau
23. Februar 2025
Marian Turski, 1926 geboren, wurde als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Familie im Ghetto von Lodz inhaftiert und von dort nach Auschwitz deportiert. Er war 20 Jahre alt, als er -mehr tot als lebendig- nach dem Todesmarsch aus Auschwitz über Buchenwald in Theresienstadt befreit wurde. Zu seinem Tod betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv- Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees:
„Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern verabschieden sich mit großem Schmerz und unendlicher Dankbarkeit von ihrem Freund, Bruder und Leidensgefährten Marian Turski, der in aller Welt als wirkmächtiger Vertreter ihrer Erinnerungen und als Stimme ihrer ermordeten Angehörigen gehört wurde. Bis in seine letzten Lebenstage hinein hat Marian Turski als Journalist und Zeitzeuge die politischen Entwicklungen mit zunehmender Sorge verfolgt. Er war bestürzt angesichts des europaweiten Aufflammens antisemitischer und rechtsextremer Ideologien und der rhetorischen Gewalt , mit der die Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser Ideologien besonders junge Menschen zu radikalisieren versuchten. Nichts hat Marian Turski in den letzten Monaten seines Lebens so sehr umgetrieben wie der Satz des Auschwitz- Überlebenden Primo Levi: “ Es ist geschehen und es kann wieder geschehen.“ Und dennoch gehörte auch in diesen Tagen die Hoffnung zu seinem Lebensprinzip: Er vertraute trotz seiner Ängste darauf, dass auch seine Mitmenschen jenseits aller Angst und Hetze Wege zueinander finden würden. Ohne Marian Turski sind wir sehr allein. Umso mehr bleibt uns als eine seiner letzten Botschaften, der letzte Satz, den er in seiner Rede anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz für die Gedenkfeier am 23. Januar in Berlin formulierte:
„Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie Alle nicht schweigen.“