Pressemitteilung zur geplanten Verhinderung der Straßenbennenung nach Kurt Goldstein
5. Dezember 2023
Zur geplanten Verhinderung der Straßenbenennung nach Kurt Goldstein betonte in Berlin Christoph Heubner, der Exekutiv Vizepräsident des Int. Auschwitz Komitees:
„Im Gegensatz zu vielen anderen an der Diskussion beteiligten, haben wir Kurt Goldstein gekannt – mit all seinen Lebensbrüchen, Lebensschmerzen und Lebenshoffnungen. Kurt Goldstein war ein Kommunist, der seine Heimat sein ganzes Leben lang intensiv geliebt hat und immer und überall von den Prägungen erzählt hat, die er in seiner Kindheit und Jugend in und um Scharnhorst erfahren hat – und dazu gehörte auch die schon sehr frühe Diffamierung als „Judenbengel“ und nicht dazugehöriger „Bastard“.
Kurt Goldstein hat sich davon nie irre machen lassen: Sein Bekenntnis „Deutscher, Jude, Kommunist“ wird ihm auch heute kein AfD Repräsentant abspenstig machen können, der aus der tief braunen Ecke der AfD heraus die CDU ins Boot zu holen versucht, um die Straßenbenennung zu verhindern. Kurt Goldstein war in der DDR, in die er 1951 ging, um politischer Verfolgung in der BRD zu entgehen (damals wurden Kommunisten eingesperrt), kein Denunziant, aber immer von der Überzeugung geprägt, dass dieser sozialistische deutsche Staat die bessere Alternative ist. Der Zusammenbruch der DDR auf Grund des Spitzelsystems und der Abkehr der eigenen Bevölkerung, das war im hohen Alter seine tiefe selbstkritische Lebenskrise, an der er selbst fast zerbrochen wäre: Immer wieder hat er nach eigenen Fehlern beim Anteil dieses Zusammenbruchs gesucht und sein quälendes Nachdenken hierüber in Gesprächen mit jungen Menschen öffentlich gemacht. Aber er blieb auch in jenen Monaten ein treuer Freund der Auschwitz Überlebenden in aller Welt, der sich jenseits aller ideologischen Differenzen für ihre Entschädigung und ihr Wohlergehen einsetzte. Und so war er doch eigentlich ein Deutscher Patriot, ein Weltbürger und ein Europäer, der die Schrecken und Mordstätten seiner Zeit am eigenen jüdischen Leib erfahren hatte. Vielen hat er in Auschwitz geholfen, als „helfen“ immer mit Lebensgefahr verbunden war: Ein Mensch mit einem moralischen Kompass, einem Kompass, der nicht von der Religion sondern von der Erziehung durch seine Mutter und seiner kommunistischen Grundüberzeugung geprägt war. Es wäre Kurt Goldstein ein Greul, mit Stimmen der AfD zum Träger einer Straße ausgewählt zu werden, aber auf den Anstand und die Solidarität der Demokratinnen und Demokraten in dieser Frage hätte er gehofft. Kurt Goldstein hat mit seinem politischen Wirken und seiner menschlichen Haltung Deutschland ein großes Stück Würde zurückgegeben.“