76. Jahrestag der Selbstbefreiung
19. April 2021
Buchenwald am 11. April 2021
Nachdem im Jahr 2020 eine Ehrung anlässlich des 75. Jahrestages der Selbstbefreiung und Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald für die Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora (LAG), Antifaschistinnen und Antifaschisten sowie Bürgerinnen und Bürgern nur außerhalb des Lagers am Zaun stattfinden durfte, war in diesem Jahr eine würdigere Ehrung möglich.
Die LAG hatte mit dem Direktor der Stiftung, Professor Dr. Jens-Christian Wagner, abgestimmt, dass eine Ehrung auf dem Lagergelände, außerhalb der Protokollveranstaltung mit dem Bundespräsidenten, stattfinden konnte.
Mitglieder der LAG aus mehreren Bundesländern, der Generalsekretär der FIR, Dr. Ulrich Schneider, eine starke Gruppe von Mitgliedern der Thüringer VVN-BdA, Bürgerinnen und Bürger aus Weimar, die Bundestagsabgeordneten Kersten Steinke und Ralph Lenkert, die der LAG eine Spende der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke überreichten, unternahmen auf dem Gelände des Lagers einen Gedenkrundgang.
Beim Betreten des Lagers durch die Pforte schmückten wir das Tor mit Blumen.
Auf dem ehemaligen Appellplatz begrüßte die Ehrenvorsitzende der Thüringer VVN-BdA und Mitglied der LAG, Elke Pudszuhn die Anwesenden mit einer emotional beeindruckenden Rede. Unter anderem berichtete sie von der Freundschaft ihres Vaters zu einem sowjetischen Kriegsgefangenen, den er im Lager solidarisch unterstützt hatte. Sie erinnerte an deutsche politische Häftlinge und an den Schwur der Überlebenden vom 19. April 1945 und gedachte des kürzlich verstorbenen Vorsitzenden der LAG, Günter Pappenheim.
Am Gedenkstein für die sowjetischen Kriegsgefangenen, die ab Sommer 1941 im Lager eintrafen, sprach Wilfried Beater von der LAG. Sie sollten in einem durch Stacheldraht abgesperrten Sonderlager isoliert werden. Über 8.000 von ihnen wurden erschossen. Grundlage für diese Mordorgie bildete der so genannte Kommissar – Befehl vom
6. Juni 1941, wonach sowjetische politische Kommissare sofort zu erschießen waren.
Das Ziel der Faschisten, die von ihnen herbeigeführte Verwahrlosung der sowjetischen Kriegsgefangenen zur Diskreditierung bei den anderen Häftlingen zu nutzen, verkehrte sich ins Gegenteil. Es entwickelte sich eine starke Solidarität, die sich trotz Schikanen nicht unterbinden ließ.
Gerhard Hoffmann (LAG) erinnerte, einer Bitte der VVN-BdA Siegen folgend, an diesem Ort an den mutigen Einsatz des deutschen Kommunisten Walter Krämer, dem „Arzt ohne Examen“. Mit zuverlässigen Genossen versorgte er trotz schärfsten Verbots am schwersten erkrankte sowjetische Kriegsgefangene im Sonderlager. Es gelang ihm, der SS eine Krankenstation für die sowjetischen Kameraden abzutrotzen. Walter Krämer war vor 80 Jahren, im November 1941 im Außenlager Goslar von der SS ermordet worden.
Am Gedenkstein wurden Blumen niedergelegt. Ein Weimarer Bürger, der als Achtjähriger bei einem Bombenangriff verschüttet worden war, wurde durch sowjetische Häftlinge gerettet. Spontan dankte er seinen Rettern am Gedenkstein mit ergreifenden Worten. Es sprach die Vorsitzende der deutsch-russischen Freundschaftsgesellschaft aus Weimar Worte des Gedenkens.
An den Resten des Blocks 45, in dem deutsche und ausländische politische Häftlinge untergebracht waren, las Kati Engel, Mitglied des Thüringer Landtages und Vorsitzende der Thüringer VVN-BdA einen Text von Benedikt Kautsky, der als Sozialdemokrat die hohe Moral der deutschen Kommunisten unter den Häftlingen hervorhob.
Im Block 45 war Günter Pappenheim im Flügel A jüngster Häftling. Mit eine Ansprache gedachte Gerhard Hoffmann (LAG) seiner und der Kameraden, die Günter in ihre Solidargemeinschaft aufgenommen hatten.
Kränze des Internationale Komitees Buchenwald, Dora und Kommandos und der LAG wurden zum Gedenken am Block 45 niedergelegt.
Am Gedenkstein für die Frauen des KZ Buchenwald sprach die Stellvertretende Vorsitzende der LAG, Dr. Irmgard Seidel Worte des Gedenkens und verlieh der Erwartung Ausdruck, dass die Ausstellung über die Frauen des KZ Buchenwald wieder in der Gedenkstätte gezeigt werde.
Dorit Hoffmann rezitierte das Gedicht „Grau“ von Sarah Udi, einer jüdischen Gefangenen, die Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb leisten musste.
Mit einer stillen Kranzniederlegung im Glockenturm beim Anschlag der Glocke von Buchenwald endete das diesjährige Gedenken in Buchenwald.
Individuell suchten Mitglieder der LAG Orte in Weimar auf , an denen im Rahmen des Projekts „1000 Buchen“ des Lebenshilfe Werkes Weimar/Apolda Bäume zur Erinnerung an ehemalige Häftlinge gepflanzt wurden.
Dank gilt allen, die dieses Ereignis trotz erheblicher Einschränkungen vorbereiteten und allen, die diszipliniert die Hygieneregeln beachtend, daran teilnahmen.
Gerhard Hoffmann