Presseinformation der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald
7. August 2018
AfD-Bundestagsabgeordneter Stephan Brandner – Informationsgespräch mit dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am 8.8.2018
Weimar. Stephan Brandner, Abgeordneter der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) im Deutschen Bundestag, hat Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, ausgerechnet für den 8.8.2018 um ein Gespräch gebeten, um sich über die Arbeit der Gedenkstätte Buchenwald zu informieren. Dem einstündigen Gespräch in der Verwaltung hat die Stiftungsleitung zugestimmt, um die Gelegenheit zu nutzen, Herrn Brandner zu den geschichtsrevisionistischen und antidemokratischen Positionen in seiner Partei und seiner eigenen Haltung dazu, zu befragen.
Zur Stellungnahme aufgefordert werden wird Herr Brandner u. a.:
– zur Behauptung, in Deutschland werde ein „Schuldkult“ betrieben und die Erinnerungskultur müsse um 180° gewendet werden
– zu den Äußerungen des AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland „Hitler und die Nazis“ seien „nur einen Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“
– zu der Forderung des Pateivorsitzenden, wieder stolz sein zu können „auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“
– ob er die antisemitischen Auslassungen von Wolfgang Gedeon (AfD Baden-Württemberg) dulde oder ein Parteiausschlussverfahren anstrebe
– zur Beschäftigung von Mitarbeitern in der Thüringer Landtagsfraktion der AfD, die in rechtsextremen Burschenschaften aktiv sind
– zur engen Zusammenarbeit von Abgeordneten und Kandidaten der Thüringer AfD mit Neonazis und was er dagegen tue
– zu seinen diffamierenden und verächtlichmachenden Äußerungen über die Bildungsprogramme der Länder zur Stärkung der Demokratie.
Herr Brandner ist Abgeordneter und Mitglied einer Partei, die ebenso wenig an der sachlichen Lösung politischer und gesellschaftlicher Probleme interessiert ist, wie an der Bewahrung und Verteidigung demokratischer Werte und Haltungen. Stattdessen verzerrt die AfD absichtlich die Wirklichkeit, schürt bewusst und aggressiv Vorurteile und öffnet sich dem Rechtsextremismus direkt oder indirekt.
Dabei stört die wahrhaftige Erinnerung an die von den Deutschen breit mitgetragene nationalsozialistische Diktatur, den Zweiten
Weltkrieg und die massenhaften Verbrechen in NS-Deutschland und dem von ihm besetzten Europa: von der Verfolgung der Andersdenkenden und Widerstandskämpfer über Krankenmord und Euthanasie bis hin zu Zwangsarbeit und Holocaust.
Es ist deshalb kein Wunder, dass Führungsfiguren der AfD wie Alexander Gauland oder Björn Höcke die demokratische Erinnerungskultur der Bundesrepublik offensiv bekämpfen und umwerten wollen. Der Nationalsozialismus und dessen Entstehungsgeschichte werfen auch ein helles Licht auf die von der AfD ausgehenden Gefahren für die Zukunft einer freien, rechtsstaatlich verfassten, menschenwürdigen Gesellschaft. Die durch den Geschichtsrevisionismus der Partei beabsichtigten blinden Flecken im Geschichtsbewusstsein sollen die AfD weiß waschen und sie erleichtern ein inhumanes, die Menschenwürde mit Füßen tretendes Handeln in der Zukunft. Das ist ihr Zweck.
Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, bemerkt zu dem morgigen Gespräch: „Die Gedenkstätte Buchenwald wird gemeinsam mit den anderen KZ- Gedenkstätten in der Bundesrepublik alles dafür tun, diesen Zweck und die Ziele der AfD aufzudecken und zu durchkreuzen.“
Rikola-Gunnar Lüttgenau
Leiter Strategische Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Fon: 03643-430157
Mail: rluettgenau@buchenwald.de