Erklärung zum IX. Treffens der Nachkommen
19. April 2018
Bedeutsame Bestandteile der faschistischen Ideologie sind Rassismus und Antisemitismus. Die NSDAP verstand im »Kampf gegen das Judentum« eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Der Antisemitismus wurde mit aktuellen politischen, ökonomischen und kulturellen Problemen der Zeit verbunden und in den Rang existenzieller Notwendigkeit erhoben. Organisierte antijüdische Übergriffe und Boykottaktionen schürten Judenfeindlichkeit und Rassismus. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in Deutschland hunderte Synagogen. Eine hysterische Meute plünderte tausende jüdische Geschäfte. Etwa 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und unter unmenschlichen Bedingungen in die Konzentrationslager verschleppt.
Die Auswirkungen dieser Aktion im KZ Buchenwald vor achtzig Jahren waren Thema des von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora durchgeführten IX. Treffens der Nachkommen, zu dem ehemalige Häftlinge, Antifaschistinnen, Antifaschisten und zahlreiche Gäste eingeladen waren.
Dreiundsiebzig Jahre nach der Befreiung vom deutschen Faschismus sehen wir mit Sorge das Aufleben von Antisemitismus, weit verbreiteten Rassismus und zunehmende Gewalt. Diese Erscheinungen gehen einher mit massenhaft verbreiteter Gleichgültigkeit.
Von unserm Treffen mahnen wir mit dem am 19. April 1945 auch von jüdischen Überlebenden geleisteten Schwur von Buchenwald
»Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere
Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.«
zu menschlich vernünftigem und politisch verantwortungsbewusstem Handeln.
Es gibt zu einer Welt des Friedens und der Freiheit, ohne Faschismus keine Alternative!
Aus diesem Grund rufen wir auch von diesem Platz hier alle politisch Verantwortlichen in der Welt auf, für die gegenwärtigen Konflikte, insbesondere in Syrien und im Nahen Osten, vernünftige Lösungen zu finden und nicht mit Waffengewalt zu handeln.
Buchenwald, am 15. April 2018