Der 71. Jahrestag der Selbstbefreiung
20. Juli 2016
»Die Frauen des KZ Buchenwald«
Das Treffen der Nachkommen im einundsiebzigsten Jahr nach der Selbstbefreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald war dadurch gekennzeichnet, dass es nicht traditionell im Kinosaal der Gedenkstätte stattfinden konnte und dass es im Schatten der aufwändigen Eröffnung der neuen ständigen historischen Ausstellung der Gedenkstätte Buchenwald stand.
Dadurch waren ehemalige Häftlinge und eingeladene Gäste zeitlich gebunden und konnten die Einladung, am Treffen der Nachkommen teilzunehmen, nicht wahrnehmen.
Dem VII. Treffen der Nachkommen ging am 13. April 2016 die Präsentation des Buches »Buchenwald 1937 bis 1945. Kleines Lexikon« im Weimarer Stadtarchiv voraus. Die Autoren Gitta Günther und Gerhard Hoffmann, beide Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, stellten in Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Stadt Weimar, Stefan Wolf, Dr. Volkhardt Germer, Vorsitzender des Fördervereins Buchenwald e.V., der Stellvertretenden Vorsitzenden der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, Dr. Irmgard Seidel, weiteren Persönlichkeiten der Stadt Weimar und über fünfzig Interessierten ihre Arbeit vor. Mit diesem Buch liegt das erste deutschsprachige Lexikon zum KZ Buchenwald vor.
Am Sonnabend, dem 16. April 2016, fand nach gründlicher inhaltlicher und organisatorischer Vorbereitung durch Reinhold Loch und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Weimar/Apolda e.V. eine Baumpflanzaktion in Weimar statt. Auf einer Fläche an der Kromsdorfer-/ Andersenstraße wurden auf Anregung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora sechs Bäume gepflanzt. Gedenktafeln an den Bäumen werden an die Frauen des KZ Buchenwald und an Antifaschistinnen und Antifaschisten erinnern, die im KZ Buchenwald Häftlinge waren. Eine französische Delegation, Freundinnen und Freunde des Vereins Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik…, Gäste aus Thüringen, Berlin, Dresden, Gewerkschafter und AntifaschistInnen aus dem Ruhrgebiet, Familienangehörige ehemaliger Häftlinge und Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora vereinigten sich zu einer Manifestation, getragen von dem Willen, mit Erinnerung und Mahnung dem Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands zu entsprechen. Mit ihrer Blockflöte begleitete die blinde Martina Rother eindrucksvoll die Zusammenkunft musikalisch, und der deutsch-russische Frauenchor aus Weimar sorgte mit seinen Liedern für angemessene Atmosphäre.
Das VII. Treffen der Nachkommen am 17. April 2016 fand Dank großzügigen und freundlichen Entgegenkommens der Marie-Seebach-Stiftung im Konferenzsaal der Stiftung statt.
Über zweihundert Gäste nahmen an diesem, den Frauen des KZ Buchenwald gewidmeten, Treffen teil. Von einer DVD hörten die TeilnehmerInnen zur Einstimmung das Gedicht »Grau« von Sarah Udi, sahen Fotos von Frauen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden waren, Zeichnungen, die sie illegal gefertigt hatten, Abbildungen von aus Produktionsabfällen hergestellten kunstgewerblichen Gegenständen und schließlich die von den unmenschlichen Bedingungen gezeichneten befreiten Frauen.
Gerhard Hoffmann und Carsten Wölk schufen die DVD unter Mitwirkung von Dorit Hoffmann.
Als Mitglied des Vorstands der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora eröffnete Elke Pudszuhn das Treffen, dem Grußworte übermitetlt worden waren.
In Ihrem ausführlichen und faktenreichen Vortrag berichtete die Stellvertretende Vorsitzende der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, Dr. Irmgard Seidel, von Begegnungen mit Frauen, die in den Außenkommandos des KZ Buchenwald für die deutsche Rüstungsindustrie zu arbeiten gezwungen waren. Im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeit hatten sich teilweise enge freundschaftliche Beziehungen zu den Frauen entwickelt. Der Vortrag und die Publikation ihrer Forschungsergebnisse in einer zum VII. Treffen der Nachkommen erschienenen Broschüre »Die Frauen des KZ Buchenwald« ergänzen sich und indem sie eine Einheit bilden, spiegeln sie die Verhältnisse in den Frauenaußenkommandos wieder und sind unbedingt bewahrenswert.
Mit einer von den Teilnehmern des VII. Treffens der Nachkommen verabschiedeten Erklärung endete die Zusammenkunft.
Im Tagesverlauf kam es auf dem Gelände der Gedenkstätte zu vielen kameradschaftlichen, freundschaftlichen Begegnungen.
Übereinstimmend wurde Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass das Gedenken des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos erst am späten Nachmittag und nicht auf dem ehemaligen Appellplatz stattfand. Dadurch war es weitangereisten Gruppen nicht möglich teilzunehmen.
Im September 2016 erscheint eine Broschüre, in der die anlässlich der Baumpflanzaktion, beim Treffen der Nachkommen und beim Gedenken am Glockenturm gehaltenen Reden und Grußworte ebenso dokumentiert sind, wie die bei der Veranstaltung zur Ausstellungseröffnung gehaltenen. Mit der bereits im April 2016 erschienenen Broschüre „Die Frauen von Buchenwald“ und der vom VII. Treffen der Nachkommen wird quellengestützt eindrucksvoll dem Thema Rechnung getragen.
Beide Broschüren sind über
c/o Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e. V. VVN-BdA Bundesbüro, Magdalenenstraße 19,
10365 Berlin zu beziehen.
Das Buch Gitta Günther/Gerhard Hoffmann: „Konzentrationslager Buchenwald 1937 bis 1945. Kleines Lexikon“. Rhino Verlag, 231 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-95560-897-2 ist über den Buchhandel , aber auch über die Kontaktadresse erhältlich.
Gerhard Hoffmann