Nachruf Gert Schramm
19. April 2016
Am 18. April 2016 verstarb im Alter von 88 Jahren unser Kamerad und Freund Gert Schramm. Der ehemalige Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald mit der Häftlingsnummer 49489 wurde im Mai 1944 »auf Grund des Reichsrassengesetzes … auf unbestimmte Zeit, jedoch nicht unter fünfzehn Jahre« als Politischer Häftling in so genannte Schutzhaft genommen. Mit seinen sechzehn Jahren war er der einzige schwarze Häftling in diesem Lager und besonders gefährdet. Der Kommunist und Blockälteste Otto Grosse nahm sich seiner an. Gert Schramm, der nie einer Partei angehörte, betonte später bei seinen zahlreichen Zeitzeugengesprächen, »die Kommunisten haben mir das Leben gerettet.«
Gert Schramm war nach der Befreiung in verschiedenen Berufen in Ost- und Westdeutschland tätig, bis er sich 1964 in Eberswalde ansiedelte. Nachdem er Fortbildungsmöglichkeiten genutzt hatte, gehörte er der Leitung eines großen Tiefbaubetriebes an, bis er 1985 ein privates Taxiunternehmen gründete.
Als im November 1990 in seiner Heimatstadt der Angolaner Antonio Amadeo von Neofaschisten tot geprügelt worden war, engagierte sich Gert Schramm aktiv in der Präventionsarbeit und suchte besonders das Gespräch mit jungen Menschen. Als Zeitzeuge wurde er ein geschätzter Gesprächspartner. Als Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. und im Häftlingsbeirat bei der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald-Dora vertrat Gert Schramm, dem der Schwur von Buchenwald ohne Einschränkung Kompass für sein weiteres Leben geworden war, die ehemaligen Häftlinge.
Mit seinen Lebenserinnerungen, die er 2011 unter dem Titel »Wer hat Angst vorm schwarzen Mann« veröffentlichte, bekannte er sich zu aktivem antifaschistischen Handeln. Für sein Engagement erhielt er 2014 den Bundesverdienstorden.
Gert Schramm wird einen festen Platz in unserem Gedächtnis haben.
Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.