Nachruf: Klaus Trostorff 12. November 1920 – 7. August 2015

9. August 2015

 

Klaus Trostorff (hintere Reihe, 3. v.l.) im Kreis politischer Häftlinge unmittelbar nach der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald, April 1945. Quelle: Sammlung Gedenkstätte Buchenwald 013-02.076, Aufnahme Alfred Stüber.

Klaus Trostorff (hintere Reihe, 3. v.l.) im Kreis politischer Häftlinge unmittelbar nach der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald, April 1945.
Quelle:
Sammlung Gedenkstätte Buchenwald 013-02.076, Aufnahme Alfred Stüber.

Am 7. August 2015 starb in Erfurt der ehemalige Häftling des Konzentrationslagers Buchenwald, Klaus Trostorff, im fünfundneunzigsten Lebensjahr. Weil er Widerstand gegen den deutschen Faschismus geleistet hatte, verhaftete ihn die Gestapo Ende 1943 und wies ihn nach monatelangen Verhören im Gestapo-Gefängnis Breslau in das KZ ein. Dort war er der politische Häftling mit der Nummer 1819.

Nachdem er einige Wochen im Block 63 des Kleinen Lagers war, wies ihn die SS strafverschärfend als einzigen deutschen Häftling in das Lager für sowjetische Kriegsgefangene ein. Diese Ausnahmesituation führte zunächst zu Argwohn und großer Distanz. Nachdem seine Zuverlässigkeit überprüft und erprobt war, nahmen ihn die Kameraden in die Gemeinschaft der sowjetischen Kriegsgefangenen auf. »Ich habe in Buchenwald großartige Kumpel, großartige Freunde, Kameraden kennen gelernt – mutig, ehrlich, hilfsbereit […] ich habe ihnen wirklich mein Leben zu verdanken […]«, sagte er in einem Gespräch. Klaus Trostorff erlebte den 11. April 1945 als den Tag der Selbstbefreiung der Häftlinge. Gemeinsam mit den 21.000 Überlebenden des KZ leistete er am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald, der ihm Kompass für sein weiteres Leben wurde. In Erfurt fand der gebürtige Breslauer eine neue Heimat. Als Neulehrer unterrichtete er mehrere Jahre in Erfurt. An der Jenaer Universität beendete er ein Studium als Diplom-Gesellschaftswissenschaftler und nach einem Fernstudium erwarb er das juristische Staatsexamen. In den Jahren 1956 bis 1969 wirkte er in Erfurt als Kommunalpolitiker.

 

Am 1. September 1969 wurde er zum Direktor der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald berufen. Bleibende Verdienste erwarb sich Klaus Trostorff in engem Zusammenwirken mit dem Nestor der Zeitgeschichte der DDR, dem Buchenwaldkameraden Walter Bartel, bei der Schaffung des Buchenwaldarchivs, dem Aufbau der Wissenschaftlichen Abteilung, bei der Herausgabe der »Buchenwald-Informationen«, der »Buchenwald-Hefte« sowie einer Vielzahl weiterer wissenschaftlich fundierter Publikationen. Die Pädagogische Abteilung konnte sich zu einem wichtigen, anerkannten Bereich entwickeln. Am 31. August 1989 ließ er sich von seiner Funktion abberufen und ging in den Ruhestand. Im Thüringer Landesverband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten arbeitete er weiter mit und stand insbesondere jungen Gesprächspartnern stets zur Verfügung, so es sein Gesundheitszustand erlaubte. Die Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V. trauern um Klaus Trostorff, ihren guten Kameraden, Genossen, Freund, dessen Andenken sie in Ehren halten werden.

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