Nachruf Werner Krisch
2. Dezember 2011
In Berlin verstarb zweiundneunzigjährig Werner Krisch. Seine Entwicklung war wesentlich durch die Tatsache beeinflusst, dass er Jude und dem nazistischen Judenhass ausgesetzt war. 1941 mit der Familie nach Litzmannstadt (heute Łódż, Polen) deportiert, wurde er aus einem Arbeitslager nach Auschwitz verbracht und dort Häftling Nummer 143116. Während seine Eltern und sein Bruder umkamen, überlebte Werner Krisch und kam im Herbst 1944 mit einem Transport in das KZ Sachsenhausen und von dort im Januar 1945 als politischer Häftling Nummer 61971 in das KZ Buchenwald. Er erlebte die Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald.
Bis ins hohe Alter trat Werner Krisch insbesondere vor Jugendlichen als Zeitzeuge auf und war im Sinne des Schwurs von Buchenwald aktiv.
In einem Interview sagte Werner Krisch:
»Meine Erinnerungen sind wach, zu allem, was die Nazis mir und meiner Familie angetan haben. Da stellt sich die Frage, was die Vorgänger derer, die heute über mich bestimmen, taten, als wir in den Konzentrationslagern waren. Wer waren die Lehrer jener Richter, die heute Recht sprechen und nicht verhindern, dass Neofaschisten marschieren und die SS hochleben lassen, Ausländer jagen und Andersdenkende verfolgen dürfen? Wenn mir heute einer vorwirft, dass ich in der DDR gelebt habe, kann ich ihm nur sagen, dass ich in der DDR keine Angst vor Neofaschisten zu haben brauchte und geachtet leben durfte. Heute habe ich sie, in der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik. Heute habe ich neue Angst.«
Wir werden in der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora den Kameraden Werner Krisch in Erinnerung behalten und sein Andenken bewahren.