Nachruf Herbert Thomas
31. Oktober 2011
Kurz vor Vollendung seines 99. Lebensjahres verstarb in Berlin Herbert Thomas, der ehemalige politische Häftling Nummer 1420 aus dem Konzentrationslager Buchenwald.
Schon in früher Jugend schloss er sich der politisch organisierten Arbeiterbewegung an. Als die Nazis die Macht übertragen bekamen, gehörte Herbert Thomas zu den Aufrechten, die von Anfang an energischen Widerstand leisteten. Denunziert, verhafteten die Nazis ihn 1934 und verurteilten ihn wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Nach Verbüßung der Strafe eröffnete die Gestapo ihm den Schutzhaftbefehl. Er musste in das Konzentrationslager Lichtenburg und kam von dort 1937 in das im Aufbau befindliche Konzentrationslager Buchenwald. Herbert Thomas gehörte als Arztschreiber jenem Kollektiv an, das unter Leitung des Kommunisten Walter Krämer im Häftlingskrankenbau vielen Menschen das Leben retten konnte und zugleich wichtige Voraussetzungen für den organisierten illegalen politischen Widerstand schuf. Mit großem Mut und Umsicht erfüllte Herbert Thomas unter Einsatz seines eigenen Lebens die ihm übertragenen Aufgaben. Im Rahmen einer Amnestie wurde Herbert Thomas im Januar 1939 aus dem KZ Buchenwald entlassen und unter ständige Polizeiaufsicht gestellt.
Nach der Befreiung vom Faschismus setzte sich Herbert Thomas mit seinen Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und seinen umfangreichen politischen Erfahrungen getreu dem Schwur von Buchenwald für die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ein. In verschiedenen verantwortungsvollen Funktionen lebte und arbeitete er stets im Sinne des Vermächtnisses des antifaschistischen Widerstands: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Die Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora werden das Andenken an Herbert Thomas bewahren.
Berlin, 30. Oktober 2011