Ehrenbürger Bertrand Herz
16. Oktober 2009
Der 3.Oktober 2009 im Deutschen Nationaltheater Weimar
Die Stadt Weimar ehrte zum Tag der deutschen Einheit traditionell auf einer festlichen Stadtratssitzung herausragende Persönlichkeiten, deren Verdienste der Stadt und ihrer Bürger galten.
Als Sohn eines Häftlings des Konzentrationslagers Buchenwald interessierte mich besonders die in der Einladung angekündigte Ehrung des Franzosen Bertrand Herz, ebenfalls ein ehemaliger Buchenwaldhäftling und jetziger Vorsitzender des Internationalen Komitees Buchenwald/Dora und Kommandos.
Ich bekenne, daß ich die Auszeichnung mit dem Weimar-Preis 2009, ebenfalls an diesem Tag, für Prof. Dr. Peter Gülke, Musiker, Dirgent und Musikwissenschaftler, der in Weimar seine deutlichen Spuren hinterlassen hat, mit im wahrsten Sinne des Wortes, distanziertem Interesse zu verfolgen gedachte. Ich bin halt kein Bürger dieser Stadt.
Doch, was ich erlebte, machte mich im positiven Sinne sehr nachdenklich.
Da war zunächst das Bekenntnis des Oberbürgermeisters Stefan Wolf, nichts aus der Geschichte verdrängen zu wollen. Buchenwald gehöre zu Weimar, wie die Stadt zum Ettersberg. Darauf aufbauend ergäbe sich die Verpflichtung, Faschismus mit aller Klarheit zu benennen und seine Nachgeburten zu verhindern. Diese Verpflichtung bekräftigt die Weimaer Erklärung von 2009 anläßlich des 70.Jahrestages des Beginns des Terrors auf dem Ettersberg, als Bertrand Herz stellvertrtend für alle Häftlinge deren Vermächtnis an die Weimaraner übergab.
Da war weiter die Antwort von Prof. Dr. Peter Gülke auf die Laudatio ihm zu Ehren.
Er zog einen weiten geschichtlichen Bogen und schonte auch nicht Weimar und seine Bewohner.
Gülke machte den geistigen unauslöschlichen Zusammenhang zwischen Weimar und Buchenwald deutlich. Buchenwald als Kains-Mal und als Chance für Weimar. Wie schwer das ist, mußte ich eine Woche später erleben im Gepräch mit Weimeranern, die sich das Ernst Thälmann- Denkmal in der Stadt nur eingeschmolzen vorstellten. Gülke hob den Widerstand im Lager hervor und würdigte eben jenen Thälmann. Da war es auch nur logisch, daß er sich an der Seite von Bertrand Herz ganz besonders geehrt fühlte.
Das für mich Beeindruckendste waren die Dankesworte von Bertrand Herz. Er, der als Vierzehnjähriger den Hass der Deutschen am eigenen Leibe erfahren mußte, reicht ihnen heute die Hand zum gemeinsamen Kampf gegen Faschismus und seine heutigen Erscheinungen.
Wer hat hier eigentlich wen geehrt?
Das sich die Weimaraner beschämt fühlten, las ich an dem langen vom Herzen kommenden Beifall für die Dankesrede von Bertrand Herz als auch zuvor auf die Laudatio vom Oberbürgermeister
Stefan Wolf auf ihn.
Zu den Ehrengästen, die besonders hervorgehoben wurden, zählte der 1.Vizepräsident des IKBD Günter Pappenheim sowie sein Buchenwaldkamerad Ottomar Rothmann.
Die Veranstaltung traf tief in die Herzen. Das konnte jeder an den Tränen bei Bertrand Herz erkennen. Tränen, wie ich meine, die die Tränen aller Buchenwalder waren, für die er ausdrücklich sprach.
Meine Nachdenklichkeit?
Buchenwald kann über unterschiedliche Weltsichten hinweg bei humanistischem Ansinnen zum Handeln beitragen. Das ist die Chance. Diese zu ergreifen, da bin ich dabei.
Wolf Stötzel, Sohn von August Stötzel, der im Lager die Häftlingsnummer 660 trug.