Ansprache von Prof. Dr. Robert Bardfeld aus Anlass des 63. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald am 13.04.2008 (auf dem ehemaligen Appellplatz)
17. April 2008
Liebe Kameraden, sehr geehrte Damen und Herren,
wir treffen uns wieder hier, diesmal um an die ersten Widerstandskämpfer, die hierher eingeliefert wurden, zu erinnern. Die ersten waren die deutschen Antifaschisten im Jahre 1937, dann gleich die österreichischen und die tschechischen Widerstandskämpfer am Ende 1938. Das Jahr 1938, also kurz nach der Gründung des KZ Buchenwald (1937), bedeutet in der Geschichte der Tschechoslowakei (ČSR) eine sehr gespannte und schmerzhafte Zeit. Es war eine Periode, die ich als Gymnasiast erlebt hatte und die ich bis jetzt im Gedächtnis gut behalte.
Das war die Zeit des Münchner Abkommens (29. September 1938). Es war jedoch kein Abkommen, sondern ein gemeines Diktat der Repräsentanten der vier großen europäischen Staaten gegenüber einer kleinen durchaus demokratischen und friedlichen ČSR. Dieses Diktat hat praktisch die ČSR liquidiert mit allen verhängnisvollen Folgen. Unsere Republik wurde später im Laufe von sechs Monaten gespalten, das Gebiet von Böhmen und Mähren wurde von den Nazis besetzt und zum „Protektorat“ Böhmen und Mähren erklärt. Die Bevölkerung war empört und war bereit sich zu wehren. In dem Moment ging die Verfolgung der Tschechen los, von Anfang an vor allem gegen die Intelligenz gerichtet. Gleich im März 1939 wurden Tschechen als politische Häftlinge in die Konzentrationslager deportiert. Es handelte sich nicht nur um vereinzelte Personen, sondern auch um größere Gruppen. So waren am Anfang September 1939 über 700 meistens bedeutende Persönlichkeiten der Kultur, Medizin oder Politik verhaftet und entweder über das KZ Dachau oder direkt von Prag nach Buchenwald eingeliefert worden. Im Laufe der Zeit wurde ein Teil entlassen, des Weiteren wurden 100 Personen als politische Häftlinge kategorisiert – 43 sind in Buchenwald gestorben.
Nachfolgend, im November 1939, hat die Verfolgung der Studenten der Universitäten in Böhmen und Mähren begonnen. Neun Studenten waren gleich hingerichtet worden und etwa 1300 wurden in das Lager Sachsenhausen eingeliefert.
Weitere Aktionen der Gestapo haben das Gymnasium und die Gewerbeschule in der Stadt Roudnice n. L. (Raudnitz a. d. Elbe) betroffen. Am 20. Juni 1942 wurden hier 84 Studenten (einschließlich Mädchen!) direkt von den Schulbänken weg verhaftet. Unter diesen befand ich mich und wurde zusammen mit fünf Mitschülern über das grausame Polizeigefängnis Theresienstadt nach Buchenwald transportiert. Hier wurden wir die ersten drei Monate der Strafkompanie zugeteilt und mussten die schwerste Arbeit im Steinbruch ertragen. Ein Junge von uns ist hier im Lager während der Haft gestorben, ein zweiter wurde zwar nach 1,5-jähriger Haft entlassen, ist aber kurz danach an den Folgen der Haft (TBC) gestorben. Viele von uns – neun Studenten – sind in Auschwitz gestorben.
Schließlich muss ich anführen, dass insgesamt etwa 8000 Tschechen in das Lager Buchenwald deportiert wurden und dass etwa 4400 unserer Leute in Buchenwald und Kommandos befreit wurden.
Man sollte nicht vergessen, dass seit 1942 bis 1945 tschechische Häftlingsärzte riesigen Verdienst daran hatten, dass zahlreiche kranke Häftlinge die Haft hier überlebten, was unter den sehr beschränkten Verhältnissen ein Wunder war. Knapp vor der Befreiung des Lagers hat noch die SS-Kommandantur 46 bedeutende Häftlinge, unter ihnen auch zwei Tschechen, zum Tor befohlen. Den Befehl haben sie jedoch verweigert und sie haben überlebt, zum Teil versteckt im Revier/Häftlingskrankenbau.
Seit Anfang 1943 hatten die Tschechen eine Vertretung in der illegalen militärischen Organisation der Häftlinge. In demselben Jahr ist ein Transport von 1000 Tschechen – eigentlich lebendige Leichen – aus dem KZ Auschwitz nach Buchenwald gekommen. Ein großer Teil von diesen wurde gleich in die unterirdische V-Waffen-Fabrik Mittelbau-Dora befördert, wo die meisten umgekommen sind.
Heutzutage bleibt leider nur ein kleiner Teil von den hiesigen Ehemaligen noch da. Wir sind nur noch wenige Zeugen der furchtbaren Verbrechen, die die sogenannten Übermenschen begangen haben. Man darf nicht zulassen, dass so etwas vergessen wird.
Das war die Zeit des Münchner Abkommens (29. September 1938). Es war jedoch kein Abkommen, sondern ein gemeines Diktat der Repräsentanten der vier großen europäischen Staaten gegenüber einer kleinen durchaus demokratischen und friedlichen ČSR. Dieses Diktat hat praktisch die ČSR liquidiert mit allen verhängnisvollen Folgen. Unsere Republik wurde später im Laufe von sechs Monaten gespalten, das Gebiet von Böhmen und Mähren wurde von den Nazis besetzt und zum „Protektorat“ Böhmen und Mähren erklärt. Die Bevölkerung war empört und war bereit sich zu wehren. In dem Moment ging die Verfolgung der Tschechen los, von Anfang an vor allem gegen die Intelligenz gerichtet. Gleich im März 1939 wurden Tschechen als politische Häftlinge in die Konzentrationslager deportiert. Es handelte sich nicht nur um vereinzelte Personen, sondern auch um größere Gruppen. So waren am Anfang September 1939 über 700 meistens bedeutende Persönlichkeiten der Kultur, Medizin oder Politik verhaftet und entweder über das KZ Dachau oder direkt von Prag nach Buchenwald eingeliefert worden. Im Laufe der Zeit wurde ein Teil entlassen, des Weiteren wurden 100 Personen als politische Häftlinge kategorisiert – 43 sind in Buchenwald gestorben.
Nachfolgend, im November 1939, hat die Verfolgung der Studenten der Universitäten in Böhmen und Mähren begonnen. Neun Studenten waren gleich hingerichtet worden und etwa 1300 wurden in das Lager Sachsenhausen eingeliefert.
Weitere Aktionen der Gestapo haben das Gymnasium und die Gewerbeschule in der Stadt Roudnice n. L. (Raudnitz a. d. Elbe) betroffen. Am 20. Juni 1942 wurden hier 84 Studenten (einschließlich Mädchen!) direkt von den Schulbänken weg verhaftet. Unter diesen befand ich mich und wurde zusammen mit fünf Mitschülern über das grausame Polizeigefängnis Theresienstadt nach Buchenwald transportiert. Hier wurden wir die ersten drei Monate der Strafkompanie zugeteilt und mussten die schwerste Arbeit im Steinbruch ertragen. Ein Junge von uns ist hier im Lager während der Haft gestorben, ein zweiter wurde zwar nach 1,5-jähriger Haft entlassen, ist aber kurz danach an den Folgen der Haft (TBC) gestorben. Viele von uns – neun Studenten – sind in Auschwitz gestorben.
Schließlich muss ich anführen, dass insgesamt etwa 8000 Tschechen in das Lager Buchenwald deportiert wurden und dass etwa 4400 unserer Leute in Buchenwald und Kommandos befreit wurden.
Man sollte nicht vergessen, dass seit 1942 bis 1945 tschechische Häftlingsärzte riesigen Verdienst daran hatten, dass zahlreiche kranke Häftlinge die Haft hier überlebten, was unter den sehr beschränkten Verhältnissen ein Wunder war. Knapp vor der Befreiung des Lagers hat noch die SS-Kommandantur 46 bedeutende Häftlinge, unter ihnen auch zwei Tschechen, zum Tor befohlen. Den Befehl haben sie jedoch verweigert und sie haben überlebt, zum Teil versteckt im Revier/Häftlingskrankenbau.
Seit Anfang 1943 hatten die Tschechen eine Vertretung in der illegalen militärischen Organisation der Häftlinge. In demselben Jahr ist ein Transport von 1000 Tschechen – eigentlich lebendige Leichen – aus dem KZ Auschwitz nach Buchenwald gekommen. Ein großer Teil von diesen wurde gleich in die unterirdische V-Waffen-Fabrik Mittelbau-Dora befördert, wo die meisten umgekommen sind.
Heutzutage bleibt leider nur ein kleiner Teil von den hiesigen Ehemaligen noch da. Wir sind nur noch wenige Zeugen der furchtbaren Verbrechen, die die sogenannten Übermenschen begangen haben. Man darf nicht zulassen, dass so etwas vergessen wird.