Nachruf Hans Retterath

7. August 2019

Nachruf Hans Retterath * 18. Dezember 1926 † 3. August 2019

In einer Zeitzer Arbeiterfamilie geboren, erlebte Hans als Kind faschistischen Terror.
Der Vater war 1933 verhaftet worden und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu Zuchthaus verurteilt, kam nach Verbüßung der Strafe als politischer Häftling in das KZ Lichtenburg, später nach Buchenwald. Er gehörte zu jenen, die die Selbstbefreiung der Häftlinge vorbereiteten und leistete mit den Überlebenden 1945 den Schwur von Buchenwald. Die Mutter, wegen Hochverrats zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, sorgte nach ihre Entlassung alleinstehend für ihre drei Kinder.

Um Hans kümmerten sich zeitweise Verwandte in Booßen bei Frankfurt (Oder), wo er auch zur Schule ging. Nach Beendigung der Volksschule erlernte er den Beruf Elektroinstallateur. Im Juni 1944 wurde er zur faschistischen Wehrmacht einberufen und geriet im Februar 1945 in amerikanische Gefangenschaft, aus der er Ende Oktober 1946 entlassen wurde. Nach Zeitz zurückgekehrt, arbeitete er wieder in seinem Beruf, organisierte sich gewerkschaftlich und wurde Mitglied der SED. Schnell entwickelte er sich zunächst zum ehrenamtlichen, später hauptamtlichen Gewerkschaftsfunktionär auf verschiedenen Ebenen. Das Studium an der Hochschule des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes „Fritz Heckert“ in Bernau beendete er 1961 als „Diplom-Wirtschaftler“ und wirkte in verschiedenen Funktionen an dieser Hochschule. Ab 1971 begann Hans Retterath bei der Energiewirtschaft in Frankfurt (Oder) zu arbeiten und wurde 1975 mit der Aufgabe Stellvertreter und ein Jahr später Kreissekretär der Nationalen Front in Frankfurt (Oder) betraut. Auf eigenen Wunsch beendete er diese Tätigkeit 1987 und arbeitete bis zur „Abwicklung“ in den Ruhestand 1991, beim Rat der Stadt Frankfurt (Oder). In der Folgezeit engagierte sich Hans Retterath in ehrenamtlichen Funktionen in der PDS, später in der Partei DIE LINKE. Hans gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Bundes der Antifaschisten Frankfurt (Oder) und war lange Jahre dessen Vorsitzender. Mit großem persönlichen Einsatz trat er für den Zusammenschluss der westdeutschen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten und dem ostdeutschen Opferverband ein. Trotz angegriffenen Gesundheitszustands und zunehmender Altersbeschwerlichkeiten kämpfte Hans Retterath auch als Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora um die Verwirklichung des Grundgedankens im Schwur von Buchenwald
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Wir werden das Andenken an einen aufrechten, kämpferischen, mit großem menschlichen Verständnis ausgestatteten Kameraden und Genossen bewahren.

Bund der Antifaschisten Frankfurt (Oder)
Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora