Mit der 22. Antifa – Fahrt an die Mosel und die Vulkaneifel

25. Juni 2014

Vom Mitglied der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora Elke Pudszuhn, die zugleich Landesvorsitzende der VVdN/BdA Thüringen ist, werden seit Jahren ideenreich und mit hohem persönlichen Einsatz Antifa-Fahrten als Bildungsreisen organisiert und durchgeführt.
Wir veröffentlichen im Folgenden den Bericht eines Teilnehmers an der diesjährigen Fahrt.


Mit der 22. Antifa – Fahrt an die Mosel und die Vulkaneifel

Mitglieder und Sympathisanten des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten besuchte vom 12. bis 15 Juni Trier und Luxemburg. Elke Pudszuhn, die wiedergewählte Landesvorsitzende, hatte die Bildungsreise wieder bestens organisiert. Diesmal war unser Quartier die Eifelmaar – Jugendherberge in Daun. Da kamen Erinnerungen an die längst vergangenen Zeiten in den Ferienlagern wieder auf und alle Teilnehmer waren sehr zufrieden mit dieser Herberge. Kurz vor Erreichen der Unterkunft steuerte uns der Busfahrer Hans in den Wild- und Erlebnispark von Daun. Eine Safari der besonderen Art, Tierbeobachtungen durch das Busfenster.

Am Abend erfuhren wir Hintergründe bei einer Buchbesprechung zum Entstehen des Deutschen Soldatensenders 935 von einem, der maßgeblich dabei war, den Autor des Buches Gerd Kaiser. Ein Sender, der seit 1960 bis zu seiner Schließung der Kriegsvermeidung verschrieben war. Wir erinnerten uns an die Paukenschläge Tam – Tam -Tam – tam – Tam und die Stimme „Hier ist der Deutsche Soldatensender 935… “ mit der die täglichen Sendungen eröffnet wurden. Als Wehrpflichtiger hörte ich das Programm mit meinen Genossen fast täglich, nicht unbedingt zur Freude der Vorgesetzten. 1969 war ein Titel für uns das Größte: „Jet aime“, der Titel wurde damals oft auf die Minute genau angekündigt und gespielt. An seiner Programmgestaltung konnten sich die damaligen Sender in der DDR und auch die heutigen eine große Scheibe abschneiden.

Anschließend stellte Heinrich Fink, der erste und letzte demokratisch gewählte Rektor der Humboldt – Universität Berlin, sein neues Buch zu den Ereignissen in der Wende vor. Das zarte Pflänzchen der Demokratie erblühte nur eine kurze Zeit. Mit dem Überstülpen der westdeutschen Rechtsordnung und dem Schwingen der Stasikeule wurde das Experiment leider schnell gegen den Willen der Studenten und Wissenschaftler abrupt beendet. Prof. Fink wehrte erfolgreich die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab. Er ist ein wahrer Christ und Humanist und ein sehr angenehmer Gesprächspartner.

Am kommenden Tag besuchten wir die KZ – Gedenkstätte des SS – Sonderlagers Hinzert. Das Lager diente teilweise als Durchgangslager für Häftlinge aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Über 70 sowjetische Kriegsgefangene wurden aufgrund des Kommissarbefehls bestialisch mit Giftspritzen von betrunkenen SS – Männern umgebracht und im Wald verscharrt. Damals konnten die Menschen aus der Nachbarschaft sehen, was sich dort an Grausamkeiten abspielte, doch sie sahen weg. Auch heute wird wieder weggeschaut. Wir erneuerten nach dem Niederlegen eines Blumengebindes am Mahnmal für die Opfer dieses KZ den Schwur von Buchenwald, nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Wir dürfen nicht wegsehen und wir müssen uns den rechten revisionistischen und faschistischen Kräften in den Weg stellen.

Hans, der Busfahrer, brachte uns sicher nach Trier. Dort folgten wir den Spuren von Hans Eiden, dem letzten Lagerältesten des KZ Buchenwald. Er war Kommunist, der sich im KZ für seine Mitgefangenen einsetzte. Er verhinderte Todesmärsche und war maßgeblich an der Selbstbefreiung des KZ beteiligt war. Bruno Apitz setzte ihm ein literarisches Denkmal. 1950 erlag er den Folgen der KZ – Haft. Erst 1995 setzte ihm seine Heimatstadt Trier an der Stelle seines Geburtshauses ein Denkmal.

Im Geburtshaus von Karl Marx gedachten wir des großen Vordenkers, dessen Analyse des Kapitalismus noch heute brandaktuell, weil sie wahr ist. Danach erholten wir uns während einer Panoramarundfahrt auf der Mosel.
Rainer Rupp, der frühere Kundschafter der DDR mit dem Decknamen „Topas“ an der unsichtbaren Front in der NATO – Zentrale erläuterte abends seine Sicht auf die Aktivitäten der NATO und zog daraus den Schluss, dass das imperialistische Militärbündnis in einer Krise steckt, denn einige Westmächte folgen nicht mehr widerspruchslos den Vorgaben der USA – Regierung, wie die neuen Kriege der USA zeigen. Im Gespräch analysierten wir die Krise in der Ukraine und die Gefahren, die den Weltfrieden derzeit bedrohen. Es war ein sehr interessanter Abend.

Der nächste Tag führte uns nach Luxemburg in das Nationale Widerstandsmuseum in Esch-sur-Alzette. Für den ANC – Führer Nelson Mandela wurde hier eine Sonderausstellung gezeigt. Sie spiegelte die wichtigsten Stationen seines bewegten Lebens wider, seinen Kampf gegen die Apartheid und für die Befreiung der Schwarzen in Südafrika. Er war ein großer Mensch. Die Befreiung seiner schwarzen Landsleute ist leider noch heute unvollendet.
Am Sarkophag „Gestorben für das Vaterland“ vor dem Museum legten wir zum ehrenden Gedenken der Opfer der luxemburgischen Widerstandsbewegung gegen das NS – Regime ein Blumengebinde nieder und gedachten ihrer mit einer Schweigeminute. Der nächste Haltepunkt war die Gedenkstätte der Deportation am Bahnhof in Luxemburg-Hollerich, von dem aus Luxemburger Bürger, vor allem Juden, in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welches Leid hier über die Menschen hereinbrach. Wir müssen wachsam bleiben, damit sich das nicht wiederholt.

Auf eigene Faust erkundeten die Teilnehmer dann die interessante Altstadt von Luxemburg. Einen Kaffee in einem der vieles Cafes konnte keiner verwehren.
Der Abend klang wie die davor in gemütlicher Runde aus. Es wurden alte Kampflieder und Volkslieder gesungen, es wurde getrunken und viel gelacht. Gegen 24 Uhr klang ein erlebnisreicher Tag aus.

Die Heimreise führte uns erst an das Tote Maar mit der Kapelle ohne Dorf in der Vulkaneifel. Das Dorf Weinfeld wurde ein Opfer der Pest und verschwand, es blieb nur die kleine Kapelle. Maare sind vulkanischen Ursprungs, nicht Lava riss die Löcher in die Eifel, sondern gewaltige Wasserdampfexplosionen formten die Landschaft.

Am Fliegerhorst in Büchel berichteten die Friedensaktivisten Dr. Elke Koller und Klaus Heller von ihrem Kampf auf vielen Ebenen gegen die Stationierung der letzten 20 Atombomben auf deutschem Boden. Deutsche Piloten sollen im Ernstfall, den wir mit allen Kräften verhindern müssen, diese Bomben in ihr Zielgebiet bringen. Sie erläuterten uns die Risiken der Lagerung, die hohen Kosten der geplanten Modernisierung und die daraus folgende Senkung der möglichen Hemmschwelle für den Einsatz dieser teuflischen Waffen. Zum Abschied wünschten wir allen Aktivisten der Kampagne „atomwaffenfrei.jetzt“ vom Trägerkreis „Atomwaffen abschaffen“ Erfolg und versicherten ihnen unsere Solidarität.

Heimreise und Abschied. Wir werden uns wiedersehen im nächsten Jahr und bei Aktivitäten gegen Krieg und Faschismus für eine friedliche Welt.
Danke an alle, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben, besonders möchte ich Elke Pudszuhn für ihre perfekte Organisation nochmals danken.
Übrigens, es wurden neue Mitglieder für den Verband der VVdN/BdA gewonnen.

J. Powollik, 16.06.2014