Erklärung des Internationalen Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos

2. September 2016

Der Vorstand des IKBD hat sich am 26. und 27. August 2016 in Weimar getroffen, um den 80. Jahrestag der Errichtung des KZ-Buchenwald, die Gedenkzeremonien anlässlich des 72. Jahrestages der Befreiung 2017 und andere mit der Eröffnung des neuen Museums in Buchenwald und der nächsten Dauerausstellung über die Zwangsarbeit im Dritten Reich verbundenen Initiativen vorzubereiten.

Zu dieser Gelegenheit haben die ehemaligen Häftlinge, die Mitglied des Vorstands sind und die Vertreter der nächsten Generation, die ihre moralischen Erben sind, ihr Engagement für die Werte des Schwures von Buchenwald vom 19. April 1945 neu bekräftigt. In diesem Geist und bezüglich der Entwicklung der weltpolitischen Situation und der Ausweitung von Terroraktionen, die den demokratischen Sockel, den Respekt der Freiheiten und die Menschenrechte und den Frieden erschüttern sollen, drücken sie laut ihre Sorge aus. Im April 1945 hatten die internierten und verschleppten Häftlinge von Buchenwald ihren Willen bekundet, eine Welt des Friedens und der Freiheit aufbauen zu wollen und „den Nazismus mit seinen Wurzeln zu vernichten“. Heute können sie nicht zulassen, dass Bewegungen, die öffentlich Antisemitismus, Fremdenhass und Rassismus, gegen die sie gekämpft haben und von dem sie die Opfer waren, propagieren, sich weiter entwickeln. Sie können keine Nationalpolitik dulden, welche die Demokratie, die Weltoffenheit, die Gewissensfreiheit und die Menschenrechte einschränkt.

Terroristische Gewalt, religiöser Fundamentalismus und Fanatismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit führen zu erheblichen politischen Spannungen. Diese werden von neofaschistischen, rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien und Gruppierungen missbraucht, die mit ihren menschenfeindlichen Parolen Hass und Gewalt schüren, ohne dass dem energisch Einhalt geboten würde. Sie dachten, dies sei überwunden. Zivilgesellschaftliches Engagement zum Schutz der Demokratie muss unterstüzt werden, wo immer es möglich ist. Offensichtlich ist es nicht gelungen, den Nazismus mit seinen Wurzeln zu vernichten, was der Schwur von Buchenwald zur Aufgabe erhob. Ein Leben in Frieden, Freiheit, Demokratie und Toleranz wird nur erreicht, wenn für die Beseitigung der Ursachen für Krieg, Neofaschismus, Rechtspopulismus, Hass und Gewalt eingetreten und gewirkt wird.

Stacheldrahtzäune, menschenunwürdige Flüchtlingslager, Zwangsdeportationen, fragwürdige politische Abkommen sind nicht geeignet, friedliches Zusammenleben von Menschen zu befördern. Die Überlebenden der KZ-Lager und ihre moralischen Erben verlangen dringend von ihren Regierungen, dass Flüchtlinge würdig empfangen werden und keinesfalls in unmenschliche Notsituationen geraten. Wir, die Überlebenden der KZ-Lager, Wir, ihre Nachfolger im Internationalen Komitee Buchenwald-Dora, kennen den Preis und die Bedeutung von Solidarität, um das Überleben und lebensbedrohliche Situationen zu bewältigen. Deshalb rufen wir die Staatsrepräsentanten und die politischen Verantwortlichen dazu auf, ihre nationalen Vorbehalte zu überwinden und sich auf das Vermächtnis von Buchenwald zu besinnen, um eine friedlichere Welt aufzubauen.