Erklärung zum VII. Treffen der Nachkommen in Weimar

20. Juli 2016

Als alliierte Streitkräfte im Frühjahr 1945 dem deutschen Faschismus die militärische Niederlage aufzwangen, befreiten sie auch 27.000 Frauen, die in den Außenkommandos des Konzentrationslagers Buchenwald bei Zwangsarbeit in der deutschen Rüstungsindustrie unmenschlich ausgebeutet und erniedrigt worden waren. Aus vielfältigen, heute schwer nachvollziehbaren, Gründen wurden die Frauen lange Zeit nicht als Häftlinge des KZ Buchenwald wahrgenommen. Ihr Andenken zu bewahren und ihrem Vermächtnis zu entsprechen, lud die Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers, Angehörige und Nachkommen von Häftlingen, Antifaschistinnen, Antifaschisten und Gäste zum VII. Treffen der Nachkommen nach Weimar ein.

Einundsiebzig Jahre nach der Befreiung vom Faschismus, die dem deutschen Volk aus eigener Kraft nicht gelang, wird von Neofaschisten und restaurativen rechtspopulistischen Kräften demagogisch der Eindruck erweckt, es sei Volkes Wille, dass vor Krieg und Tod Flüchtenden Asyl und Schutz verwehrt, dass für sie geschaffenen Unterkünfte gebrandschatzt, dass Ängste geschürt und Gewalt gegen Anderes angewendet werden. Das ist besonders besorgniserregend, weil in Ländern der Europäischen Union gleicher Ungeist Raum greift. Wir sind davon überzeugt, dass nur die Beseitigung von Ursachen Fluchtbewegungen aufhalten kann. Krieg als Mittel der Politik, Waffenexporte, menschenfeindliche politische Deals sind für Ursachenbekämpfung ungeeignet, das beweisen Vergangenheit und Gegenwart. Leben zu schützen bedeutet, gesellschaftliche Bedingungen zu garantieren, die menschenwürdigen Leben ermöglichen. In diesem Sinne wollen wir das Vermächtnis der Frauen von Buchenwald verstehen und handeln.