Erklärung zum 68. Jahrestag der Befreiung

16. April 2013

Der vor 68 Jahren von 21 000 befreiten Häftlingen geleistete Schwur von Buchenwald artikulierte den Wunsch und die Verpflichtung, sich für eine Welt des Friedens und der Freiheit einzusetzen, in der es keine Wurzeln für Faschismus mehr gibt. Bis in die Gegenwart hat die Umsetzung des Schwurs hohe Aktualität.

Am 14. April 2013 trafen sich, eingeladen von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald – Dora, auf dem Ettersberg bei Weimar ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald, Vertreter ehemaliger sowjetischer Häftlinge, die als Kriegs- und Zivilgefangene im Lager und seinen Außenlagern waren, hinterbliebene Angehörige und Nachkommen, Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Deutsche politische Häftlinge initiierten beispiellos mutige Solidaritätsaktionen, die den sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 und den Massenankünften sowjetischer Kriegs- und Zivilgefangener, darunter viele Frauen, 1943 galten und dazu beitrugen, schlimmste Not zu lindern. An die Größe internationaler Solidarität zu erinnern, sie zu bewahren und zu beleben, war eines der Anliegen des 4. Treffens der Nachkommen.

Mit großer Sorge sehen wir neofaschistische Entwicklungen in Europa, die einhergehen mit Gleichsetzungsversuchen von Faschismus und dem Sozialismusversuch, mit Geschichtsverfälschung und Geschichtsrevisionismus.

Wir erwarten von politischen Zuständigen der Bundesrepublik Deutschland, dass sie aus historischer Verantwortung ihren Einfluss in der Europäischen Union geltend machen, damit in den Mitgliedsländern neofaschistische Aktivitäten unterbunden werden, um ihr weiteres Erstarken zu verhindern.

Das setzt voraus, dass in der Bundesrepublik Deutschland alles unternommen wird, der Verharmlosung von Verbrechen des deutschen Faschismus konsequent und wirksam entgegen zu wirken, was ein endgültiges und nachhaltiges Verbot der NPD und ihrer Gliederungen einschließt. Wir fordern dringend die allseitige Unterstützung zivilgesellschaftlichen Engagements in der Auseinandersetzung mit aktuellem Neofaschismus.

Weil unser Gedenkenuns verpflichtet, aktiv politisch zu handeln, um das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands zu bewahren, wenden wir uns entschieden gegen Kriegsbeteiligung, Rüstungsexporte, latenten und offenen Rassismus, geschürte Fremdenfeindlichkeit und nationale Überheblichkeit.

Allein Frieden, Demokratie, Freiheit und solidarisches Miteinander bieten Voraussetzungen für das Zusammenleben der Menschen.

Buchenwald, am 14. April 2013