Buchenwalder Erklärung 2012

16. April 2012

anlässlich der Gedenkveranstaltung der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald- Dora e.V. zum des 67. Jahrestages der Befreiung des KZ Buchenwald gaben die Teilnehmer des „Treffen der Nachkommen“ folgende Erklärung ab:

ERKLÄRUNG

Bestimmt von dem Willen, sich für eine Welt des Friedens und der Freiheit einzusetzen, in der es keine Wurzeln für Faschismus mehr gibt, trafen sich am 15. April 2012, eingeladen von der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora, auf dem Ettersberg bei Weimar ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald, hinterbliebene Angehörige und Nachkommen, Vertreter der nationalen Minderheit der Sinti und Roma in Deutschland, Antifaschistinnen und Antifaschisten.

Der mutige und besonnene Einsatz im Widerstand organisierter politischrer Häftlinge brachte auch den im Lager geschundenen und gequälten Sinti und Roma am 11. April vor 67 Jahren die Freiheit. Indem wir der Opfer gedenken, bekunden wir angesichts zunehmender rassistischer Angriffe auf Sinti und Roma in Deutschland und einigen europäischen Staaten unsere aufrichtige Solidarität mit den Angehörigern dieser Minderheit.

Über ein Jahrzehnt nicht aufgeklärte neofaschistische Mordtaten, in Deutschland vorhandener latenter und offener Rassismus sowie durch juristische Winkelzüge erlaubte neofaschistische Propaganda widersprechen der Charta der Menschenrechte, dem europäischen Einheitsgedanken und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

Angesichts zunehmender neofaschistischer Aktivitäten verlangen wir von den Zuständigen, ohne Zeitverzug alle Voraussetzungen für ein tragfähiges, endgültiges und nachhaltiges Verbot der NPD und ihrer Gliederungen zu schaffen. Haltlose Extremismusdiskussionen und unzulässige Diktaturvergleiche verharmlosen den deutschen Faschismus. Wir erwarten dringend eine auf historischen Tatsachen beruhende, allseitige Unterstützung zivilgesellschaftlichen Engagements in der Auseinandersetzung mit aktuellem Neofaschismus.

Unser Gedenken erlegt uns die Verpflichtung auf, aktiv politisch zu handeln, um das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands zu bewahren, weil wir Frieden, Demokratie, Freiheit und solidarisches Miteinander als Voraussetzungen für das Zusammenleben der Menschen empfinden.

Buchenwald, am 15. April 2012